26. Juni 2018 | Gastbeitrag, Visual Merchandising

Durch den zunehmenden Onlinehandel und die extrem schnelle technische Veränderung im Hinblick auf Digitalisierung & Industrie 4.0 hat sich für den stationären Einzelhandel in den letzten Jahren enorm viel verändert. Obwohl der Verkauf auf Onlineportalen noch lange nicht seinen Höchststand erreicht hat, hat er dennoch schon jetzt einigen stationären Einzelhändlern schwer zugesetzt.

Hilfsmittel wie VR-Brillen ermöglichen es dem digitalen Handel mittlerweile, den Konsumenten auch emotional zu erreichen – und dem stationären Handel damit weitere Vorteile zu nehmen. Hinzu kommt die schwierige Situation der Innenstädte. Viele vertikale Anbieter, die sich zu sehr ähneln, Fußgängerzonen, die identisch sind mit denen von hundert anderen Städten und nicht zuletzt eine komplizierte Verkehrssituation schränken die Motivation des Kunden ein, stationär zu kaufen – die Städte verlieren an Attraktivität (ausgenommen Städte mit Eventprogramm und festivem Charakter). Das haben die Zahlen 2017 und 18 im stationären Textilhandel bewiesen. Zudem ist die Kaufkraft gegenüber dem Flächenangebot des stationären Handels längst im Ungleichgewicht – viel zu viel Verkaufsfläche gegenüber der Kaufkraft. Als Folge haben in den USA gerade die Massenschließungen von Einkaufszentren und vertikalen Unternehmen begonnen. Das wird auch so in Europa passieren.

Was aber kann der stationäre Handel dagegen tun?

Eine Antwort auf diese Frage könnte lauten: Going back to the roots, but digital. Das heißt, den Fokus auf das legen, was der Onlinehandel trotz aller virtuellen Erlebnisse nicht bieten kann: Menschlichkeit, Soziales und Events. Das echte Aufeinandertreffen von Menschen auf dem modernen Marktplatz schafft Erlebnisse und lässt Geschichten entstehen, die im Netz nicht zu realisieren sind. Der stationäre Einzelhandel muss lernen, wie er diese realen Erlebnisse auch an seinen Verkaufspunkten schaffen kann. Zudem muss er wieder lernen, mit qualifiziertem, geschultem Personal den Menschen mit Menschen zu begegnen. Die Dienstleistung von Mensch zu Mensch wird wieder wesentlich an Wert gewinnen. Dies ist nicht mit Robotern oder Computern zu ersetzen. Die Investition in den Menschen als Verkaufsinitiator und Entscheidungshelfer ist wichtiger denn je. Voraussetzung sind natürlich Fachkenntnisse und leistungsorientierte Bezahlung.

Das bedeutet natürlich nicht, dass sich der Handel gänzlich vor der Technik verschließen soll. Mit den neuen technischen Errungenschaften lassen sich wunderbare Einkaufserlebnisse kreieren, die das bloße Shoppen zu einem emotionalen Event machen. Zum Beispiel kann eine einfache Umkleidekabine durch moderne RFID Technologie in eine zum Outfit passende virtuelle Umgebung verwandelt werden – inklusive Lichtstimmung und Geräuschen. – Emotion und Motivation pur!

Wir vom vmm (Europäischer Verband Visuelles Marketing Merchandising e.V.) schauen der Zukunft des stationären Einzelhandels mit Spannung entgegen. Wir haben erkannt, dass sich einiges ändern muss und suchen für unsere Branche nach entsprechenden Lösungen. Auf der EuroShop 2020 werden wir diese Lösungen vorstellen – sowohl für den stationären als auch für den digitalen Handel. Und wir werden uns in Zusammenarbeit mit anderen Verbänden und Schulen dafür einsetzen, dass die nächste Generation von Gestaltern und Marketing Managern ihre Berufschancen und Zukunftsmöglichkeiten erkennt. Wir freuen uns darauf!

© VMM

Autor: Andreas Gesswein, Präsident, Europäischer Verband Visuelles Marketing Merchandising e.V. (VMM)

www.vmm.eu

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