26. November 2018 | Gastbeitrag, Shop Fitting, Store Design & Visual Merchandising, What´s new in Retail

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Die Erwartungen an den stationären Handel in unserer digitalen Welt sind groß. Kunden möchten ein emotionales Erlebnis und sehnen sich gleichzeitig nach Entschleunigung. Shopping ist längst Freizeitbeschäftigung und der Handel sozialer Treffpunkt. Dazu braucht es nicht nur schönes Design. Unsere Ladenbau-Expertin Claudia Horbert gibt Empfehlungen für das stationäre Geschäft.

Claudia Horbert, Leiterin Forschungsbereich Ladenplanung + Einrichtung, EHI Retail Institute e. V., © EHI Retail Institute e. V.

Claudia Horbert, Leiterin Forschungsbereich Ladenplanung + Einrichtung, EHI Retail Institute e. V.
© EHI Retail Institute e. V.

Moderne Läden müssen heute mehr als ein reiner Verkaufsort sein. Sie werden zu Orten der Begegnung, zum Austausch mit Gleichgesinnten und zum sozialen Treffpunkt. Ziel muss es sein, die Aufenthaltsqualität der Kunden und damit ihre Verweildauer im Laden deutlich zu erhöhen, mithin Mehrwerte zu schaffen, die für die Kunden ein Anlass sind, (immer) wieder zu kommen. Dafür sorgen inzwischen immer vielfältigere gastronomische Angebote des Handels von stetig wachsender Qualität. Dies können aber auch regelmäßige Events auf der Fläche sein. Je mehr die Digitalisierung voranschreitet, umso stärker wird offenbar die Sehnsucht nach analogen Erlebnissen.

Zeitgemäße Store-Konzepte müssen daher über Flächen verfügen, die immer wieder neu bespielt werden. Die zeitgemäße Ladeneinrichtung ist deshalb nicht mehr statisch, sondern modular, um jederzeit an die unterschiedlichen Anforderungen angepasst werden zu können. Statt umfassender Renovierungen setzt der Handel daher auf zahlreiche Kleinprojekte, die in vergleichsweise kurzen Abständen für optische Veränderungen sorgen und damit bei einem vergleichsweise geringen Aufwand immer wieder neue Eindrücke für die Kunden schaffen. Die Zyklen für Komplettumbauten haben sich im Food- wie im Nonfood-Handel daher in den letzten Jahren tendenziell verlängert, im Food-Handel auf 9,0 Jahre und im Nonfood-Handel auf 8,1 Jahre.

Emotionalisierung wird noch mehr zum Schlüsselfaktor. Neue Formen der Warenpräsentation sind daher durch alle Branchen gefragt, Warengruppen und Marken müssen noch besser herausgearbeitet werden: keine vollgestopften Verkaufsräume, sondern eine klare Orientierung für den Kunden mit Konzentration auf das Wesentliche, die eine Geschichte oder ein Thema transportiert.

Die Verzahnung der Ladengeschäfte mit dem Internet sorgt damit auch für ganz neue Handels- und Einrichtungskonzepte. Concept-Stores und kuratierte Sortimente mit gezielt auf die Belange einer Zielgruppe oder besser einer Community zugeschnittenen Angeboten bestimmen die Warenpräsentation. Hinzu kommt eine zunehmende Differenzierung von Vertriebsformaten entlang eines Spektrums von großflächigen Fachmarktkonzepten bis hin zu neuen, kleinen City-Standorten.

Im Bereich des Ladenbaus sind daher vom Handel mehr und mehr ganzheitliche Konzepte gefragt, die sich weniger an Produkten als an Lösungen orientieren. Dies gilt gerade auch zum gegenwärtigen Zeitpunkt, wo der Bedarf an wirtschaftlichen Refurbishment-Lösungen anstelle umfassender Umbauten groß ist und der Handel Lösungsvorschläge erwartet, die durchaus auch auf bestehenden Konzepten und Einrichtungen aufbauen. Entsprechend groß ist der Anspruch des Handels an die Flexibilität seiner Lieferanten wie auch an ihre Innovations- und Kooperationsfähigkeit sowie die Fach- und Beratungskompetenz der Mitarbeiter.

Autor: Claudia Horbert
Quelle: EHI Retail Institute e. V. www.ehi.org.

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