13. November 2018 | Retail Technology, Shopping Today

Flaschenpost: Lieferung innerhalb von zwei Stunden funktioniert

Der Onlinehändler Flaschenpost liefert Getränke erfolgreich innerhalb von zwei Stunden in Münster, Köln und bald in noch mehr Städten aus. Das Konzept beruht auf einer hervorragenden logistischen Planung, die von modernster Technologie unterstützt wird.

„Wir wollen besser sein als ein Amazon oder REWE“, verkündete Gero Hippke, Head of Expansion der Flaschenpost GmbH, auf der HIS-Tagung in Münster, auf der das Unternehmen, das im Jahr 2014 seinen Getränke-Onlinehandel eröffnete, sein Konzept vorstellt. Wie es das schaffen will? Durch Expansion. Und durch zuverlässige Lieferung.

Während andere Unternehmen zunehmend an Kundenwünschen wie Same-Day-Delivery kranken, weil sie an der Logistik scheitern, scheint es diesem kleinen Unternehmen zu gelingen, sein Versprechen von einer Lieferung innerhalb von 120 Minuten, zu erfüllen.

„Wir bestellen für unser kleines Unternehmen in Köln Getränke bei Flaschenpost. Das hat bislang immer innerhalb dieser Zeit funktioniert“, sagt Kundin Vera Stetig und ergänzt: „Außerdem nehmen sie das Leergut einfach mit und die Preise sind auch völlig in Ordnung.“ Vorherige Bestellungen bei REWE seien nicht immer so gut gelaufen.

“Ein intelligenter Routenplanungs-Algorithmus ist das Herzstück unseres Geschäftsmodells“ (Flaschenpost)

Im Jahr 2014 startete das Münsteraner Team und hatte innerhalb der ersten drei Monate bereits 30.000 Kunden. Nach einer Pause kamen sie zurück, mit neuem Lager, logistischem Konzept und der Implementierung eines Algorithmus zur Tourenplanung. Jetzt liefern sie bis zu 50.000 Kisten pro Woche aus, fordern keine Liefergebühr und haben einen Mindestbestellwert von um die zehn Euro. Pfandbeträge werden direkt von der Rechnung abgezogen. Die Bezahlung erfolgt via Paypal oder Lastschrift.

Die Software dahinter: Alles selbst entwickelt

Am Beispiel der Flaschenpost lässt sich ein Trend erkennen, dem immer mehr Unternehmen folgen. Nicht mehr am Fließband gefertigte Mainstreamsoftware wird eingesetzt, sondern ganz im Gegenteil: Sowohl der Algorithmus, als auch beispielsweise die Software der Handhelds der Fahrer sind „hausgemacht“ und exakt auf die Bedürfnisse des Unternehmens zugeschnitten. Das hilft bei der digitalen Umsetzung der Lieferkette.

Der Algorithmus, der hinter der Routenplanung steht, legt die optimale Lieferroute fest. Sie kombiniert und koordiniert die eingehenden Bestellungen im gesamten Stadtgebiet. Innerhalb der zwei Stunden werden die Bestellung validiert, das bestellte Produkt im Lager kommissioniert und die Ware in das Fahrzeug eingeladen, zum Kunden navigiert und der Kunde an seiner Haustür beliefert.

Dadurch, dass die beste Route vom System errechnet wird – hier spielt ein, ob das Zeitfenster einer bestimmten Bestellung knapp wird – sparen die Fahrer Zeit. „Außerdem hilft die Effizienz durch die Routenplanung bei der Entlastung der Umwelt“, sagt Christopher Huesmann, Chief Revenue Officer bei Flaschenpost.

Das gesamte Konzept sei viel kostensparender als das stationärer Getränkehändler, so die Referenten. Allein schon durch die Tatsache, dass die Lager nahe der Stadt liegen und Ware nicht noch aufwendig zwischengelagert und umgeräumt werden müsse.

Wie die Digitalisierung bei der Routenplanung hilft

Im „Headquarter“ in Münster zeigen vier große digitale Screens die Fahrten und aktuellen Vorgänge in Echtzeit. „Das erinnert an ein Echtzeit-Strategie-Spiel“, sagt Huesmann mit einem Schmunzeln. So ist jeder auf dem neuesten Stand und kann auf Besonderheiten sofort eingehen.

Ganz so einfach, wie das System mit dem Algorithmus nun klingt, ist es aber nicht immer. Wie in jedem anderen Handel auch spielen viele Faktoren in die Kosten-Nutzen-Abwägung mit hinein – so wie die Fahrerverfügbarkeit, die variierenden Bestellvolumina, die abhängig sind von Wetter, Feiertagen, Events, Marketing und so weiter. Das intelligente System befindet sich in einem ständigen Lernprozess.

Zuverlässigkeit geht vor Masse

Dem Unternehmen ist wichtiger, seine Lieferzeit einzuhalten, als möglichst viele Bestellungen anzunehmen. „Natürlich ist ein solches Konzept nur mit einer sehr hohen Bestellrate machbar“, so Huesmann, „allerdings behalten wir uns vor, auch einfach mal den Webshop zu schließen, wenn wir merken, dass wir diese Menge an Ware nicht mehr ausliefern könnten. Denn auch wir verfügen nur über eine gewisse Anzahl an Fahrern und schließen den Shop um 22.00 Uhr.“ Es sei viel schlimmer für das Kundenverhältnis, die Ware nicht ausliefern zu können. „In Zukunft wollen wir natürlich den Webshop gar nicht mehr schließen müssen. Wir arbeiten daran.“

Autorin: Natascha Mörs
E
rstveröffentlichung: auf iXtenso – Magazin für den Einzelhandel

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