3. Mai 2019 | Retail Technology, What´s new in Retail

Plagiate gefährden das Vertrauen, das Kunden in Marken setzen

Was wäre, wenn Hersteller, Händler und Kunden jederzeit und unabhängig überprüfen und nachweisen könnten, ob es sich bei einem Artikel im Regal um ein Originalprodukt handelt?

Gefälschte Produkte sehen häufig täuschend echt aus, sind dabei aber gegenüber Original- und Markenprodukten von der Qualität her minderwertig. Geraten gefälschte Konsumgüter in den Handel, kann dies unter Umständen zu einer Rufschädigung des Herstellers führen, zum Vertrauensverlust beim Käufer oder sogar zu Schadensersatzforderungen.

In der Medizin- und Pharmabranche können gefälschte Produkte die Gesundheit oder das Leben von Menschen gefährden. Hersteller, egal aus welcher Branche, setzen deshalb häufig auf elaborierte Produkt- oder Verpackungsmerkmale, um die Echtheit eines Artikels nachzuweisen. Diese sind zwar häufig schwer zu kopieren, das absolut fälschungssichere Merkmal gibt es aber bis heute noch nicht.

Hier will Bonafi Abhilfe schaffen. Das Unternehmen aus Los Angeles will alle Teilnehmer der Lieferkette in die Echtheitsüberprüfung von Produkten einbeziehen, indem es jeden einzelnen Schritt aufzeichnet: „Wir bei Bonafi wollen die Blockchain als Mittel im Kampf gegen Produktpiraterie einsetzen. Wir wollen den Produktionsprozess absichern, und zwar von dem Moment an, in dem ein Produkt den Hersteller verlässt, bis der Kunde es in Händen hält,“ wie Steve Kuh, Geschäftsführer und Gründer von Bonafi, erklärt.

Bei der Blockchain handelt es sich, stark vereinfacht gesagt, um eine Verkettung von kleinen Datensätzen, sogenannten Hashs, die aufeinander aufbauen und dezentral in der Cloud gespeichert sind. Spätere Hashs beweisen durch ihren Wert dabei die Richtigkeit vorhergehender Hashs. Jeder Teilnehmer fügt der Kette einen neuen Datensatz hinzu, verändert die vorhergehenden Datensätze aber nicht mehr. Die Aneinanderreihung richtiger Datensätze weist dann die Legitimität der Transaktionskette nach, nachträgliche Manipulationen sind damit nicht möglich.

Frau scannt Produktpackung mit ihrem Smartphone im Supermarkt; copyright: panthermedia.net/SimpleFoto

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Mit App, NFC und Cloud – so funktioniert‘s

An der Blockchain im Handel, mit der Bonafi gegen Produktfälschungen vorgehen will, nehmen beispielsweise Hersteller, Logistikunternehmen, (Zwischen-)Händler und (End-)Kunden teil. Sie können den Cloud-Service, die App und das Crypto-Tag des Unternehmens nutzen, das vom Hersteller direkt in ein Produkt eingearbeitet wird: „Dabei handelt es sich um ein digitales Tag, das NFC, Near Field Communication, nutzt. Der Nutzer bringt das Smartphone mit der App in die Nähe, um das Tag zu scannen, und teilt dann diese Information mit einem Netzwerk in der Cloud,“ so Kuh.

Die jeweiligen Informationen, die zum Beispiel den Warenein- oder -ausgang sowie Seriennummern und Beschreibungen von Produkten dokumentieren könnten, werden sowohl nutzerunabhängig in der Cloud als auch auf dem Crypto-Tag gespeichert. Jeder spätere Teilnehmer der Lieferkette kann dann mit seinem eigenen Smartphone die Informationen abgleichen und so überprüfen, ob das Produkt vom echten Hersteller stammt oder eine Fälschung ist – etwa, wenn die legitimierten Herstellerinformationen fehlen und die Blockchain erst mit Informationen über den Importeur beginnt. Nachträglich kann die Kette schließlich nicht mehr verändert werden, sie kann nur legitim oder illegitim begonnen werden.

Pluspunkte für den Einzelhandel

Die Vorteile für Einzelhändler liegen dabei auf der Hand: Sie können sich selbst dagegen schützen, gefälschte Waren einzukaufen, und dabei auch rechtliche Schwierigkeiten vermeiden, die aus dem irrtümlichen Verkauf von Fälschungen resultieren können. Sie schaffen aber auch Vertrauen bei Kunden, die direkt vor dem Kauf überprüfen können, ob es sich um echte Ware handelt.

Für die Benutzung der Bonafi-App werden BONA Tokens benötigt, eine eigene app-interne Währung, die Kunden erwerben können. Die Tokens werden verbraucht, um die Echtheit eines Produkts zu bestätigen. Nach den Plänen von Bonafi könnte die Verifikation von höherpreisigen Produkten auch mehr Tokens kosten. Scannt ein Kunde dabei eine Fälschung, werden keine Tokens verbraucht. Das System soll es außerdem Händlern ermöglichen, Kunden mit zusätzlichen Tokens für bestimmte Handlungen zu belohnen, etwa die Abgabe einer Produktbewertung oder die Registrierung des Produkts.

Autor: Timo Roth
Erstveröffentlichung auf iXtenso – Magazin für den Einzelhandel

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