6. Mai 2019 | Interview, Retail Technology, What´s new in Retail

Produktfotos haben für erfolgreiche Onlinehändler einen besonders hohen Stellenwert. Ohne das haptische Gefühl transportieren zu können, müssen sie ihre Kunden zum Kauf bewegen. Das kann auf Dauer teuer werden. Die günstigere und zeitsparende Lösung soll durch digital erstellte Produktbilder, Computer Generated Imagery (CGI), geliefert werden. 

Charmant dabei ist die mögliche Weiterverwendung für Augmented und Virtual Reality-Apps, die das künftige Einkaufsverhalten der Onlinekundschaft revolutionieren sollen.

Über die Herausforderungen und den Sinn von CGI sprachen wir mit David Wischniewski, CEO von RenderThat.

David Wischniewski, CEO von RenderThat

Was ist Computer Generated Imagery und wie funktioniert es genau?

Als CGI bezeichnet man Bilder, die am Computer erstellt wurden. Von abstrakten Motiven bis hin zur fotorealistischen Produktvisualisierung ist alles möglich. Um die sogenannten Renderings erstellen zu können, wird das physische Produkt am Computer nachgebaut. Dann werden alle Details nachgebildet, sodass wir einen „digitalen Zwilling” als 3D-Modell erhalten und in einem virtuellen Raum platziert.

Welche Vorteile haben Einzelhändler von dieser Technik?

Die Methode ist vor allem flexibler und auf lange Sicht auch günstig. Besonders bei größeren Bildmengen ist das praktisch. Wir können mit CGI jedes Produkt in jedem beliebigen Milieu platzieren. Die Produkte und Szenen sind jederzeit austauschbar oder können aus einer anderen Perspektive gezeigt werden. Der digitale Zwilling eines Betts kann so zum Beispiel ganz einfach in ein Jugend- oder Elternzimmer gestellt und den Bedürfnissen der Zielgruppe immer wieder angepasst werden.

Mit CGI wird außerdem eine hohe Bildqualität garantiert und eine Weiterverwendung der Renderings in Augmented Reality (AR)- oder Virtual Reality (VR)-Apps ist auch möglich.

Welche Voraussetzungen müssen Einzelhändler mitbringen, um CGI umzusetzen?

Am einfachsten ist es, wenn die Produktion durch einen externen Partner abgewickelt wird. So muss der Einzelhändler lediglich technische Zeichnungen von den Produkten bereitstellen, die visualisiert werden sollen.

Das klingt nach großem Aufwand für ein kleines Unternehmen.

Im Vergleich zum Aufwand für eine Inhouse-Produktion eigentlich nicht.  Die Anschaffungs- und Wartungskosten sind recht hoch und die Technik entwickelt sich sehr schnell weiter. Außerdem muss das Personal konstant geschult werden, sonst wirkt sich das negativ auf die Qualität der Ergebnisse aus. Da ist es sinnvoll, auf einen externen Partner zurückzugreifen.

Für welche Einzelhändler ist dieses Vorgehen geeignet?

Es lohnt sich nur für Einzelhändler, die tatsächlich eine große Stückzahl ihrer Produkte online verkaufen. Selbstverständlich können auch Unikate oder kleine Auflagen gerendert werden, aber hier sind die Kosten für eine CGI-Visualisierung im Vergleich unverhältnismäßig hoch.

Das Rendern ist die Vorstufe, um Produkte auch im Augmented Reality (AR) oder Virtual Reality (VR)-Apps darzustellen. Für welche Einzelhändler ist das sinnvoll?

Grundsätzlich für jeden Einzelhändler. AR-Apps sind für Produkte mit einer überschaubaren Größe geeignet. Natürlich ist es auch möglich, größere Objekte darzustellen. Dafür wird aber dementsprechend viel Platz benötigt. Daher eignen sich für AR-Apps am besten Haushaltsgeräte und Mobiliar.

Welchen Mehrwert haben Kunden von einer AR-App?

Den Kunden wird mit der App ermöglicht, die Produkte digital zu testen und in ihrem Zuhause zu betrachten und zu testen, ob das gewählte Möbelstück tatsächlich in die Wohnung passt.

Bieten Händler solche Apps denn schon an?

Neben IKEA nutzen auch viele andere Händler wie Otto, Amazon oder Macy’s AR-Apps. Macy’s konnte so beispielsweise die Warenkorbgröße um 60 Prozent steigern und zeitgleich die Retouren auf unter zwei Prozent senken.

Was müssen Händler für eine solche App investieren?

Die Kosten einer AR-App hängen stark vom jeweiligen Funktionsumfang ab. Wenn die Produkte bereits als digitaler Zwilling vorliegen, belaufen sich die Kosten für die App auf einen niedrigen fünfstelligen Betrag.

Autor: Nora Petig, Erstveröffentlichung auf iXtenso.de – Magazin für den Einzelhandel

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