17. September 2019 | Interview, Retail Technology, Shopping Today

„Mobile first“ oder die Zukunft des Point of Sale

Der klassische Point of Sale meint physische Verkaufsflächen inklusive Terminal, Kassensystemen und Warteschlangen. Dieses traditionelle Bild wandelt sich. Viele Kunden erwarten im stationären Einzelhandel das Gleiche wie im E-Commerce: Bequemlichkeit, Schnelligkeit, Produktverfügbarkeit.  Das Münchener Unternehmen rapitag möchte diesen Erwartungen gerecht werden und bietet eine mobile Self-Checkout-Lösung samt Entfernung der Diebstahlsicherung.

Im Interview spricht CEO und Gründer Alexander Schneider über Sicherheit, die Vorteile von IoT-Technologien und was für Händler in Zukunft essentiell wird.

Herr Schneider, was muss ein POS-System heute können?

Schwarz-Weiß-Foto von Alexander Schneider - Mann mit Brille und Bart lächelt schräg in dien Kamera

©rapitag

Alexander Schneider: Gute POS-Systeme müssen sowohl dem veränderten Kaufverhalten als auch aktuellen Branchenstandards gerecht werden – und Online mit Offline vernetzen. Sie müssen den Kunden in den Mittelpunkt stellen und zu mobilen POS-Terminals, etwa mit Hilfe von IoT-Technologien, weiterentwickelt werden, die einfaches mobiles Bezahlen und die Vorteile des Onlineshoppings auch im stationären Einzelhandel möglich machen. Um die hohe Diebstahlrate zu senken, sind höchste Sicherheitsstandards bei POS-Systemen wichtig. Physische Stores sicher zu vernetzen und zu digitalisieren – das wird künftig die zentrale Anforderung der Händler an POS-Systeme sein.

Immer mehr Händler setzen auf mobile oder hybride POS-Terminals oder IoT-Technologien. Welche konkreten Vorteile bringen diese Lösungen dem Händler?

Mobile POS-Terminals haben für Einzelhändler den entscheidenden Vorteil, dass sie die Kundenzufriedenheit durch einfache mobile Bezahlmöglichkeiten steigern und so langfristig die Kundenbindung erhöhen. Außerdem können Händler durch den Verzicht auf klassische Terminals Verkaufsflächen gewinnen und Kosten sparen. Der Einsatz von IoT-Technologien, wie wir sie bei rapitag entwickeln, bringt durch die effiziente Vernetzung von Online- und Offline-Customer Journeys weitere Vorteile.

Händler erhalten wertvolle reale Kundendaten. Deren Analyse ermöglicht eine zielgerichtete Kundenansprache und ist eine wichtige Grundlage für fundierte Geschäfts- und Marketing- Entscheidungen. Die Händler verbessern ihre Servicequalität und schaffen personalisierte Omnichannel-Einkaufserlebnisse. Durch den Einsatz intelligenter Technologien steigern sie außerdem ihren Umsatz, senken weitere Kosten und machen ihren Geschäftserfolg messbar.

Neben der richtigen Hardware – welches Betriebssystem eignet sich Ihrer Meinung nach besonders für den professionellen Einsatz im Einzelhandel?

Der technologische Trend geht von der besetzten Kasse als zentralem POS hin zu Self-Checkout-Terminals. Für Händler ist es essentiell, zunächst in eine gute technische Ausgangsbasis zu investieren: Viele ERP- und Warenwirtschaftssysteme sind veraltet, Kassen laufen auf Linux, eine Verknüpfung zum Onlineshop existiert nicht. Darum verfolgen wir bei rapitag den Ansatz einer Integration über standardisierte APIs. Eine allgemeine Aussage, welches System für welchen Händler in Frage kommt, lässt sich nicht pauschal treffen. Dies ist abhängig von den individuellen Anforderungen, Geschäftsmodellen und Kundengruppen der Händler.

Was tut sich sonst noch am POS?

Wie gesagt: Der Trend geht in Richtung „mobile first”. Mobile POS-Systeme oder mobile Self-Checkout-Technologien gewinnen immer weiter an Relevanz, da sie Kundenanforderungen am besten abdecken und Wettbewerbsvorteile für Händler erzielen. Da die meisten dieser aktuell auf dem Markt verfügbaren Lösungen bisher im Praxistest an enorm steigenden Diebstahlraten scheitern, werden Sicherheitsstandards künftig eine entscheidende Rolle spielen. Wir begegnen diesem Problem mit der weltweit erfolgreichsten IoT-Diebstahlsicherung.

IoT-Technologien werden insgesamt immer beliebter, da diese gegenüber mobilen Systemen weitere Vorteile aufweisen. Durch IoT-Lösungen ist die Vernetzung einzelner Produkte sowie die Verknüpfung mehrerer POS möglich. Zudem zeichnet sich der Trend ab, dass Produkte zunehmend jeweils selbst zum POS werden. In Verbindung mit vernetzten Kunden hat diese Entwicklung vernetzter Produkte enormes Potential und schafft völlig neue Möglichkeiten für Händler und Konsumenten.

Zukunftsgestaltung im Handel: rapitag möchte lösungsorientierte Produkte und Features auf den Markt bringen. // © rapitag

Was sind Ihre Zukunftspläne?

Seit der Gründung 2016 ist rapitag enorm gewachsen und hat sich als führender Technologieanbieter und Partner internationaler Einzelhändler etabliert. Aktuell erschließen wir aktiv den amerikanischen Markt und setzen weltweit weitere Future Stores um. Außerdem optimieren wir unsere Security Tags speziell für verschiedene Branchen, von der Fashion-Industrie bis zum Lebensmittelhandel.

Das Kaufverhalten der Konsumenten wird sich weiter verändern. Wir werden unsere Produkte entsprechend optimieren und weiterentwickeln. Unsere Vision, die Zukunft des Handels aktiv mitzugestalten und als Pioniere voranzutreiben, werden wir weiterhin verfolgen – mit starken Partnern wie SAP oder Microsoft sowie lösungsorientierten neuen Features und Produkten, welche die sich wandelnden Bedürfnisse unserer Kunden bestmöglich berücksichtigen und den Einzelhandel neu erfinden.

Geben Sie uns eine „Sneak- Preview“: Was werden Sie auf der EuroShop präsentieren?

Auf der EuroShop können Händler unter anderem unsere rapitag Devices mit integrierten ESL-Displays live erleben, die dynamische Preisanpassungen wie im Onlineshop ermöglichen. Dieses Feature als Weiterentwicklung des “Smart Shelf” hin zum “Smart Product” treibt die Automatisierung und Digitalisierung im Retail weiter voran und verbessert das Kundenerlebnis.

Interview: Katja Laska

Erstveröffentlichung auf iXtenso – Magazin für den Einzelhandel

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