15. Oktober 2019 | Retail Marketing, Shopping Today

… mit Gelegenheiten für lokales Engagement

Die Kassenzone bildet nicht nur den praktischen, sondern auch den emotionalen Abschluss des Einkaufsprozesses. Top oder Flop – die Erfahrung an der Kasse kann den Eindruck des gesamten Einkaufs beeinflussen. Und für Händler ist dies die letzte Gelegenheit, sich dem Kunden als Versorger und Marke zu präsentieren sowie in Erinnerung zu bleiben.

Eine Chance, sich gegenüber der Konkurrenz positiv hervorzutun, liegt darin, mehr zu bieten als nur die Abwicklung des Bezahlvorgangs. An der Kasse haben Ihre Mitarbeiter Kontakt zum Kunden – das sollte genutzt werden! Im Idealfall verbindet die Kundschaft die Gesichter Ihres Personals später mit viel mehr als dem Kassiervorgang.

Das Rundum-Sorglos-Paket

In Zeiten, in denen Kunden eine unendliche Auswahl an Produkten im Internet bestellen und am nächsten Tag geliefert bekommen, fragen sich viele stationäre Händler, wie sie relevant bleiben können. Eine Strategie kann es sein, nicht nur Anbieter von Waren, sondern auch von Services zu sein.

Was sind so alltägliche kleine Dinge, mit denen Sie Ihren Kunden das Leben etwas leichter machen können? Welche dieser vermeintlich unscheinbaren Dinge liefern Ihnen die Pluspunkte, die die Kunden wieder in Ihren Laden locken? „Wenn ich bei Müllermeiers einkaufen gehe, kann ich dort auch gleich Bargeld abheben, meine Retoure wegbringen, meine Rechnung bezahlen, auf dem Schwarzen Brett nach den neuesten Hilfegesuchen in der Nachbarschaft schauen und meine alten CDs für das örtliche Sozialkaufhaus spenden.“ Weitere alltägliche, ganz praktische Sorgen, bei denen Kunden unterstützt werden können:  Sondermüll-Sammelaktionen für Druckertoner, Farb- und Lackreste, Energiesparlampen oder Spraydosen – so können zusätzliche Wege erspart werden.

Macht ein Händler all dies oder ähnliches an seiner Kasse möglich, kann der Bezahlvorgang zu einer richtig guten Erfahrung werden – die Kunden verlassen das Geschäft mit dem Gefühl, mehr abgehakt zu haben als nur ihre Einkaufsliste. Optimalerweise etabliert sich ein Händler so als Anlaufstation für alle möglichen Anliegen, die bei seinen Kunden anfallen. Sie fragen sich jetzt: Wie kann ich das aktiv befördern?

© PantherMedia / elmar gubisch

Lokal – Knoten in einem Netzwerk werden

Globalisierung war gestern? Leicht übertrieben. Fakt ist aber: Der Trend geht zum Lokalen. Die Menschen – auch jüngere Generationen – besinnen sich wieder auf ihre direkte Umgebung. Wie Sie das nutzen können? Schauen Sie sich in Ihrer Nachbarschaft – in Ihrem Ort, Ihrem Stadtteil – um: Was passiert da, was beschäftigt die Bürger, wer braucht Hilfe, wer bietet welche Leistung an?

Halten Sie das Gemeindeblättchen bereit, verkaufen oder verschenken Sie lokale Magazine. Kooperieren Sie mit Veranstaltungen, indem Sie Flyer auslegen sowie Plakate und Tickets anbieten. Lassen Sie auf einem Bildschirm in Ihrer Kassenzone lokale Informationen ablaufen: Nachrichten, Veranstaltungshinweise oder die Wettervorhersage aus Ihrer Umgebung.

Es muss nicht immer um die Fußball-Champions League gehen: Wieso nicht mal die Fangemeinde des örtlichen Regionalligisten im Fechten, Frisbee oder Fliegenfischen ansprechen? Teilen Sie sich die Kosten für Fanartikel, die bei Ihnen erhältlich sind, verkaufen Sie Eintrittskarten und dafür tauchen Sie an prominenter Stelle als Partner auf.

Engagieren Sie sich und Ihre Kunden für einen guten Zweck. Gibt es ein Projekt eines Kindergartens oder der freiwilligen Feuerwehr im Ort, das Sie unterstützen können, indem Sie auf der Kassentheke Flyer auslegen und Spenden sammeln? Im besten Fall springt gute Presse für Sie heraus, Sie befördern ein Zusammengehörigkeitsgefühl und Ihre Kunden, die ein Zwei-Euro-Stück in die Spendendose an Ihrer Kasse werfen, gehen mit einem guten Gefühl nach Hause, das Sie mit dem Einkauf in Ihrem Laden verbinden.

Schlagen Sie Wurzeln und befördern Sie Ihre Marke

„Tu Gutes und sprich darüber.“ In der Tat. Auch dafür ist die Kassenzone ein guter Ort. Die Kunden haben ein bisschen Zeit, während Sie auf die Bezahlung warten, und schauen sich um. Präsentieren Sie Ihr lokales Engagement auf Ihren Social-Media-Kanälen – den Content dafür produzieren Sie gleich mit. Dort gibt es Updates über die Spendensammelaktion und das Abschneiden des Frisbee-Teams, das Sie unterstützen. So verorten Sie sich in Ihrer Heimat und zeigen, dass Ihnen an den Menschen und dem Leben vor Ort etwas liegt.

Bei der Gelegenheit stellen Sie sich, Ihr Unternehmen und Ihre Mitarbeiter vor. Haben Sie etwas zu erzählen? Die Geschäftshistorie, wie der Firmenname entstanden ist, woher Ihre Leidenschaft für dieses Produkt kommt? Was für ein Arbeitgeber sind Sie? Zeigen Sie Fotos vom letzten Firmenausflug, gemeinsam mit der Stellenanzeige für den neuen Verkäufer.

Dafür eignen sich analoge Fotowände, Pinnwände, Digital Signage oder Tafeln über, hinter und längs der Kassentheke. Schön gestaltet und regelmäßig aktualisiert, wird das zu einer netten Unterhaltung für die Kunden. (Bei Bildern und Grafiken, die Sie verwenden, müssen Sie aber sichergehen, dass Sie die Einwilligung und Rechte zur Veröffentlichung haben.)

Anlässe nutzen

Beziehen Sie sich auf Veranstaltungen und Aktionen in Ihrem Ort oder Stadtteil. Wie können Sie darüber informieren oder sich und Ihre Kunden daran beteiligen? Leisten Sie sich eine große Marketingaktion mit gebrandeten Produkten und Giveaways mit Bezug zu einem Event oder einer lokalen Sehenswürdigkeit: Sonnenschirm, Handventilatoren, Sitzkissen, Fächer, Snacks, Drinks. Souvenirs und Postkarten eignen sich als Geschenke und Mitbringsel und werden gerne spontan und zusätzlich zum geplanten Einkauf mitgenommen.

Der Beginn einer neuen Saison oder Festtage sind immer eine gute Möglichkeit, den Laden und die Kassenzone entsprechend umzugestalten. Auch für kleine Geschenke oder Impulskaufartikel eignen sich solche Anlässe. Wassereis an heißen Tagen, Teebeutel und Hustenbonbons in der Erkältungszeit, Mini-Stoffhäschen vor Ostern.

Außerdem eignen sich solche Feier- und Brauchtumstage gut für unterhaltsamen Content. „Wusstest du, dass Halloween wahrscheinlich 6.000 Jahre alt ist? Das habe ich bei Müllermeiers gelesen. Dort habe ich auch die Dracula-Gummibärchen gefunden.“ Diese Art von Mundpropaganda ist Gold wert.

Autor: Julia Pott

Erstveröffentlichung auf iXtenso – Magazin für den Einzelhandel

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