7. November 2019 | Interview, Retail Marketing, Shopping Today

Bei REWE wird per Livestream vom Hühnerhof mehr Transparenz in den Einzelhandel gebracht

Nutri-Score, regional, Fairtrade? Es gibt viele Möglichkeiten und Vorschriften, um Lebensmittel zu kennzeichnen, da kann man als Kunde schon mal den Durchblick verlieren. REWE Richrath in Köln zeigt in Zusammenarbeit mit der Online Software AG, woher der Markt seine Eier bezieht. Wie? Mit der Live-TV-Lösung tierwohl.tv wird direkt am Eierregal auf den Hof der Familie Hanen in Elsdorf, einem Bioland-Betrieb, geschaltet.

© Online Software AG

Jürgen Berens von Rautenfeld, Vorstand der Online Software AG, spricht im Interview über Undurchsichtigkeit im Lebensmitteleinzelhandel, die Vorteile der neuen Methode und die bisherige Resonanz.

Herr Berens von Rautenfeld, warum mangelte es bisher an Transparenz und Durchblick für den Verbraucher?

Jürgen Berens von Rautenfeld: Durch die Vielzahl von Bio-, Regionalitäts-, Fairtrade-, Qualitäts-, Nutri-Score- und Tierwohl-Kennzeichnungen mit jeweils intransparenten Kriterien – ein Beispiel hierfür sind die EU-Bio-Richtlinien – hat der Verbraucher den Durchblick verloren. Zusätzlich befeuern ständige Horror-Meldungen über illegale aber auch legale Tiertransporte und Lebensmittelskandale, wie der aktuelle Wilke-Wurst-Skandal, ein wachsendes Misstrauen der Verbraucher insbesondere beim Lebensmittelkonsum.

Die Idee hinter tierwohl.tv ist es, das zu ändern und mehr Einblicke zu schaffen. Wie funktioniert das bisher?

Die Akzeptanz bei Kunden, Bauern und Händlern für tierwohl.tv ist bisher sehr groß. Es wird vom Shopper insbesondere während des Einkaufs als sinnvoller Einblick hinter die Kulissen des Handels betrachtet. Diese emotionale Transparenz ergänzt die bisherigen Entscheidungsparameter wie Verkaufspreis und weiterer Qualitätslogos.

Wie kam es zur Kooperation zwischen REWE und der Online Software AG?

tierwohl.tv entwickelte sich in Fachgesprächen zweier Pioniere im Handel: Lutz Richrath, der mit aktuell 15 REWE-Märkten in und um Köln im deutschen Lebensmittelhandel quasi als Erfinder des Regionalbezugs gilt, und die Online Software AG als Technologie- und Marktführer in der digitalen Preis- und Werbekommunikation im deutschen Handel.

Was genau bekommen die Zuschauer im Stream zu sehen und wie kann es dem Einzelhandel nutzen?

Die Livestreams von den Höfen werden zusammen mit anderen für den Einkauf relevanten Elementen in den Märkten ausgespielt. Bei unserem Beispiel „

Obst- und Gemüsetheke bei REWE mit großem Bildschirm auf dem der Livestream läuft

© Online Software AG / REWE Richrath

Dreiklang im Eierregal“ heißt das folgendes: Hier führen der Hühner-Livestream, mit dem Außenauslauf und der Nahaufnahme im Stall, die zusätzlichen Hintergrundinformation zum Hof mit einem sympathischen Bild vom Bauern und ein konkretes Eier-Angebot direkt zur Ware im Regal.

Wie ist die bisherige Resonanz?

Die ist äußerst positiv. Dadurch, dass die vorher anonyme Ware plötzlich ein Gesicht erhält, fällt es dem Verbraucher leichter, Entscheidungen zu treffen und mit seinem Einkaufzettel abzustimmen: für Transparenz, für Qualität und für Tierwohl. Also letztendlich für ein gesundes Lebensmittel.

Gibt es noch Pläne für ähnliche Projekte?

Durch die stark positive Resonanz von Verbrauchern, Verbänden, Politik und Öffentlichkeit wird sich die Initiative in den nächsten Wochen und Monaten zu einer breiten Bewegung entwickeln. Aktuell stehen bereits weitere Umsetzungen im Handel an.

Interview: EuroShop-Team

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