3 Fragen an … Michael Suswal, Standard Cognition
7. Januar 2020 | 3 Fragen an ..., Interview, Retail Technology

Warteschlangen, Scan- und Kassiervorgänge an der stationären Kasse: bewährtes Prinzip oder lästige Gewohnheiten? Wenn es nach Standard Cognition geht, gehören diese und ähnliche Bezahlvorgänge bald der Vergangenheit an. Welche Alternativen es gibt und wie die Zukunft des Einkaufens aussehen könnte, erklärt Michael Suswal, COO und Co-Founder von Standard Cognition.

Herr Suswal, Sie arbeiten an KI-gestützten Kassensystemen. Was kann die von Ihnen entwickelte Technologie schon heute und wo gibt es noch Entwicklungspotenzial?

Michael Suswal: Standard Cognition konzentriert sich darauf, alle lästigen Barrieren beim Einkaufs-und Kassenvorgang sowohl für den Kunden als auch für den Einzelhändler zu beseitigen. Das heißt, keine Drehkreuze, keine Schranken, keine sensorgesteuerten Regale und kein Warten in der Schlange, kein Scannen oder Anhalten an der Kasse, um zu zahlen. All das bietet unsere Standard-Lösung bereits heute.

Ein Gebiet mit Entwicklungspotenzial besteht darin, Einzelhändlern dabei zu helfen, ihr Ladenlayout und ihre Warenpräsentation zu überdenken. Unsere Lösung hinterlässt einen leichten Fußabdruck, der über Kameras an der Decke verfügt und problemlos in jedem Bestandsgeschäft nachgerüstet werden kann. Wir ermutigen Einzelhändler jedoch auch, darüber nachzudenken, was möglich ist, wenn sie eben diese Kassenschlangen und Kassensysteme beseitigen. Wir arbeiten beispielsweise eng mit Mars Wrigley zusammen, um zu untersuchen, wie sich Impulskäufe in einer autonomen Kassenumgebung verändern werden. Dabei besteht die Möglichkeit, das Ladenlayout erheblich zu verändern, um es für die Art und Weise zu optimieren, in der die Kunden einkaufen möchten.

Welche Rolle spielt für Sie der Datenschutz bei Kundendaten?

Datenschutz und Privatsphäre bilden von Anfang an das Herzstück unseres Unternehmensleitbildes. Einer der Hauptgrundsätze unserer Firma war es schon immer, keine biometrischen Daten über Käufer zu sammeln oder zu verwenden, was auch die Gesichtserkennung mit einschließt. Dabei war uns klar, dass dies die Entwicklung unserer technologischen Lösung erschweren würde. Wir wussten aber auch, dass dies für uns der richtige Schritt war.

Lassen Sie uns einen Blick in die Zukunft werfen: Wie wird sich ihrer Meinung nach unser Einkaufserlebnis in den nächsten 10 Jahren ändern?

Wir glauben, dass die herkömmlichen Kassensysteme und Einrichtungen definitiv größtenteils der Vergangenheit angehören werden. Neben der autonomen Kaufabwicklung und den dadurch entstehenden Freiräumen erwarte ich einen Schwerpunkt auf Personalisierung, Kundenbezogenheit und Lokalisierung. Einzelhändler konzentrieren sich mehr auf das Einkaufserlebnis und nicht nur auf Komfort-Aspekte. Einzelhändler werden Standorte haben, die sie experimentell gestalten können. Ich sehe in der Tat einen klaren Trend dazu, das Einkaufserlebnis bewusst zu überdenken. Ich gehe davon aus, dass in 10 bis 20 Jahren weniger Oberflächen-Touchpoints zu sehen sein werden, und dass Künstliche Intelligenz die Bedürfnisse und Wünsche der Kunden verstehen und diese automatisch umsetzen kann: Produktversand, Produktverfolgung, Produkt-Vorschläge, Einkauf nach Rezept usw. Der stationäre Einzelhandel wird sich darauf konzentrieren, Dinge zu tun, die beim Online-Einkauf nicht möglich sind. Die Möglichkeit, einen physischen Bereich zu haben, ermöglicht die Art von Erlebnis, die nur ein stationärer Einzelhändler bieten kann. Letzten Endes ist das Einzige, was besser ist als virtuelle Realität, die Realität.

Interview: Sonja Koller, EuroShop-Redaktion

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