30. März 2020 | Interview, Retail Marketing, Young Professionals

Interview mit Prof. Otto Jockel von der International School of Management

Hochschulabgänger ohne praktische Erfahrung – für Unternehmen alles andere als der Optimalfall. Im Handel ist das nicht anders. Die International School of Management (ISM) setzt auf Duale Studiengänge, unter anderem auf den Studiengang „Retail & Commerce“. Wir sprachen mit Prof. Otto Jockel von der ISM Köln über Studieninhalte, den Vorteil Dualer Studien und die Anforderungen an Berufseinsteiger heute.

Herr Jockel, Sie bieten seit kurzer Zeit den Dualen Studiengang „Retail & Commerce“ an. Warum würden Sie diese Art der Ausbildung empfehlen?

Otto Jockel: Duale Studiengänge erfreuen sich nunmehr seit fast 40 Jahren großer Beliebtheit. In den letzten zehn Jahren hat sich die Anzahl dieser Angebote verdoppelt. Das liegt im Wesentlichen daran, dass das Duale Studium die Berufsausbildung auf akademischem Niveau darstellt. In unserem Fall ist es so, dass die Inhalte, die die Studierenden bei uns lernen, identisch sind mit denen des klassischen Vollzeitstudiums. Der Vorteil: Das Erlernte kann unmittelbar in der Praxis angewandt und geübt werden. Konkret bedeutet das, dass jeder Studierende ab Semester eins fest mit einem Unternehmen verbunden ist und dort arbeitet.

Warum macht die Verknüpfung von Theorie und Praxis von Anfang an Sinn?

Ein Mann mit kurzen, dunklen Haaren in Anzug und Krawatte

Prof. Otto Jockel // © Jockel

Diese Art der Verzahnung ist für beide Seiten vorteilhaft. Aus Studierendensicht ist sie sinnvoll, da sich das Theoretische durch die direkte Anwendung in der Praxis weit besser im Gedächtnis verankern kann. Das ist etwas, das uns viele Studierende bestätigen. Aus Arbeitgebersicht macht es Sinn an solchen Programmen teilzunehmen, da die Studierenden später nahtlos in die Beschäftigung übergehen können. Hochschulabsolventen kommen in der Regel ohne jegliche Erfahrung auf den Arbeitsmarkt, was dazu führt, dass man sie häufig erst durch Praktika oder Internships an die Praxis heranführen muss. Das ist bei ISM-Absolventen anders.

Sie arbeiten mit verschiedenen Unternehmen zusammen. Nennen Sie doch ein paar Beispiele.

Wir arbeiten zum Beispiel mit der Rewe-Group als klassischem Händler zusammen. Aber auch Babymarkt – ein reiner Onlinehändler und Spezialist auf diesem Gebiet – ist einer unserer Partner.

An welchen Standorten bieten Sie den neuen Studiengang „Retail & Commerce“ an?

An unseren Standorten in Dortmund, Köln, Frankfurt und Münche..Das sind momentan alle Standorte, an denen wir duale Studiengänge anbieten. In naher Zukunft planen wir allerdings, das Angebot auch auf Hamburg und Berlin auszuweiten.

Wie sieht es mit den Studieninhalten aus?

Es handelt sich in erster Linie um ein betriebswirtschaftliches Studium, weshalb alle gängigen betriebswirtschaftlichen und volkswirtschaftlichen Fächer im Lehrplan selbstverständlich enthalten sind. Die Besonderheit sind dann die Vertiefungen, in denen es um handelsspezifische Themen geht:  Handelsmarketing, Wertschöpfungskettenmanagement, Handelslogistik, den internationalen Handel oder Consumer Relation Management. Auch solche Themen wie E-Business und Finanzcontrolling im Handel sind Bestandteil des Curriculums.

Für welche Berufe beziehungsweise Berufsgruppen qualifizieren sind die Studierenden durch das Studium?

Zunächst einmal gibt es selbstverständlich die klassischen Funktionen, die in jedem Unternehmen anfallen – Human Research, Finance, Logistik – die sind natürlich alle möglich. Hinzu kommen handelsspezifische Tätigkeiten. Es gibt drei große handelsspezifische Bereiche, die für unsere Absolventen von Interesse sind. Das ist einmal Operations, dann der Einkauf und der Vertrieb. Operations ist zu einem großen Teil logistischer Natur, aber eben nicht nur. Vertrieb spielt im Handel eine sehr entscheidende Rolle. Heutzutage werden Güter über die verschiedensten Kanäle vertrieben, was den Vertrieb zu einem komplexen und vielschichtigen Bereich macht.

Mit welchen Herausforderungen sieht sich der Handel heute konfrontiert?

Allgemein kann man sagen, dass den Handel momentan ebenso wie alle anderen Branchen auch, zwei große Themen beschäftigen. Das ist zum einen die Digitalisierung und zum anderen das Thema Nachhaltigkeit. Die Digitalisierung hat den Handel in den vergangenen Jahren bereits massiv verändert und den stationären Einzelhandel dem Wettbewerb aus dem Netz ausgesetzt. Heute spielt in diesem Zusammenhang das Thema Omnichannel, also der Vertrieb über verschiedene Verkaufskanäle – online und offline – eine große Rolle.

Auch das Thema Nachhaltigkeit ist für den Handel nicht neu. Ich erinnere hier nur einmal beispielsweise an die Einführung des Dosenpfandes. Hier hatte der Handel eine besondere Last zu tragen. Das ist jetzt 15 Jahre her und es hat Jahre gedauert, bis das logistisch auch wirklich sinnvoll und effektiv umgesetzt wurde. Heute spielt Nachhaltigkeit in allen Bereichen des Handels eine grundlegende Rolle, zum Beispiel beim Thema Verpackung. Der Handel hat hier massiv gelernt und versucht dieses Thema heute proaktiv voranzutreiben und sich nicht vom Gesetzgeber treiben zu lassen.

Herr Jockel, vielen Dank für dieses Interview!

Ich danke Ihnen!

 

Interview: Sonja Koller

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