Nach Ende des Corona Shutdown: Einzelhandel in China erholt sich vom Konsumeinbruch
28. April 2020 | Chapter China, News

„Die Situation der Covid-19 Bekämpfung und Vorbeugung in China  verbessert sich stetig und so erholt sich auch der Verbrauchermarkt. Es ist ein deutlicher Anstieg der Verkäufe zu verzeichnen“, sagte Gao Feng, Sprecher des Handelsministeriums, auf einer Pressekonferenz. Gao berichtete, dass das Wachstum der Verkaufserlöse von 5.000 großen Einzelhändlern sei im März um 15,8 Prozentpunkte gegenüber Februar gestiegen und habe sich bis in den April hinein weiter verbessert. Die Einzelhandelsumsätze des Landes stürzten in den ersten beiden Monaten des Jahres, einer typischen Boomsaison für den Konsum, im Jahresvergleich um 20,5 Prozent ab.

Kurzfristig, so Gao, habe die Pandemie der Weltwirtschaft und den Lieferketten einen Schlag versetzt und es bestehe die Notwendigkeit, die internationale Zusammenarbeit zu verstärken, um wichtige Lieferketten zu sichern. Längerfristig verfüge die chinesische Wirtschaft aber über große Widerstandsfähigkeit, Potenzial und viel Spielraum für politische Manöver. Die wirtschaftlichen Grundlagen für eine gesunde Entwicklung blieben unverändert.

Chinesische Städte wollen mit Gutschein-Kampagnen Kauflust steigern

In Zusammenarbeit mit mehreren Unternehmen laufen Gutschein-Kampagnen, um die Einwohner zum Ausgehen und Einkaufen zu animieren und so den Konsum anzukurbeln. „Es ist ein angenehmes Einkaufserlebnis, weil diese Gutscheine es mir ermöglichen, Snacks zu einem niedrigeren Preis zu kaufen”, so der Kommentar eines Verbrauchers auf Suning.com, einem der chinesischen Einzelhandelsgiganten. Der Händler hat kürzlich landesweit Gutscheine im Wert von 500 Millionen Yuan (etwa 70,4 Millionen Dollar) an seine Nutzer verteilt, um sie zum Kauf von Waren in seinen Online- und Offline-Geschäften anzuregen. Der Schritt erfolgte, nachdem die Stadt Ningbo in der Provinz Zhejiang eine Verkaufsförderungskampagne ins Leben rief, bei der eine Reihe von Unternehmen den Verbrauchern Gutscheine und Coupons im Wert von rund 20 Milliarden Yuan zur Verfügung stellten.

Laut Zhang Yan, Leiter des Handelsbüros der Stadtverwaltung von Ningbo, wird die Kampagne die führenden Unternehmen und betroffenen Branchen der Stadt dazu anleiten, eine Allianz zu bilden, um das Konsumpotenzial mit niedrigeren Preisen freizusetzen. Ningbo ist nur eine von mehreren chinesischen Städten, die Gutscheinprogramme eingeführt haben. Nanjing, die Hauptstadt der Provinz Jiangsu, hat die Ausgabe von Gutscheinen im Wert von über 300 Millionen Yuan an seine Einwohner und diejenigen, die in Schwierigkeiten sind, angekündigt, um den Wiederaufschwung des Handels und der Dienstleistungsindustrie zu beschleunigen. Auch Jinan, die Hauptstadt der Provinz Shandong, hat Gutscheine im Wert von 20 Millionen Yuan ausgegeben, um die Ausgaben für Tourismus und Kultur anzukurbeln, während die Stadt Jiande in Zhejiang zugesagt hat, Inlandstouristen Reisegutscheine im Wert von 10 Millionen Yuan zur Verfügung zu stellen.

Anfang März veröffentlichten die chinesischen Behörden eine Richtlinie, die darauf abzielt, den Konsum wieder in Schwung zu bringen und das Potenzial des Binnenmarkts freizusetzen, um die Auswirkungen der anhaltenden Epidemie abzufedern. Die Richtlinie, die gemeinsam von 23 Regierungsabteilungen herausgegeben wurde, enthielt 19 Maßnahmen zur Beseitigung institutioneller Hindernisse für das Konsumwachstum und zur Wiederbelebung des Nachholbedarfs aufgrund des Coronavirus-Ausbruchs.

Es wird erwartet, dass die Verteilung von Gutscheinen, die mehrere Aspekte von Wirtschaft und Gesellschaft abdecken, genau die Nachfrage wiederbeleben wird, die von dem Ausbruch der Epidemie schwer getroffen wurde, sagte Pan Helin, ein Wirtschaftsexperte an der Zhongnan-Universität für Wirtschaft und Recht. „Die Verbrauchernachfrage steigt rapide, da das Land die Wiederaufnahme von Arbeit und Produktion landesweit beschleunigt“, bemerkt Lin Tao, ein Beamter der NBS
(National Bureau of Statistics of China).

Provinzen bieten verlängerte Wochenenden an, um Verbraucherausgaben anzukurbeln

Lokale Regierungen haben in China längere Wochenenden oder flexible Arbeitszeiten angeboten, um die Verbraucherausgaben anzukurbeln. Nanjing, die Hauptstadt der Provinz Jiangsu, führt ein zweieinhalbtägiges Wochenende ein. Die Stadt strebt für dieses Jahr einen Umsatz von 1,6 Billionen Yuan (228 Milliarden US-Dollar) in Branchen wie Catering, Hotels und Einzelhandel an. Städte in etwa einem Dutzend Provinzen und Kommunen – darunter Jiangxi, Zhejiang und Gansu – haben ähnliche Maßnahmen zur Stimulierung der Verbraucherausgaben eingeführt. Auch Jiangxi hat verlängerte  Wochenenden eingeführt und bietet zudem Tickets zum halben Preis für landschaftlich reizvolle Orte und Gutscheine an, die in Hotels, Restaurants und anderen Veranstaltungsorten verwendet werden können.

Einzelhandel, Gastronomie und Hotellerie begrüßen die Maßnahmen. Viele Menschen, die in Branchen wie dem Tourismus, dem Gaststättengewerbe und dem Einzelhandel arbeiten, haben während des COVID-19-Ausbruchs sehr gelitten. Viele stehen unter großer finanzieller Belastung und müssen Miete und Gehälter bezahlen. Es wird erwartet, dass die Zahl der inländischen Touristen im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 56 Prozent gesunken ist, während die Einnahmen aus dem inländischen Tourismus laut der China Tourism Academy um 69 Prozent zurückgingen. Für das Jahr wird ein Rückgang der Zahl der inländischen Touristen um 15,5 Prozent und der damit verbundenen Einnahmen um 20,6 Prozent prognostiziert, hieß es darin.

“Wir glauben, dass das zweieinhalbtägige Wochenende zusammen mit anderen Maßnahmen dazu beitragen wird, die durch den COVID-19-Ausbruch eingedämmte Wirtschaft wieder zu beleben”, sagte Wu Haijin, Direktor des Instituts für urbane Studien an der Akademie für Sozialwissenschaften in Nanjing. “Aber die Regierung sollte konkrete Maßnahmen vorschlagen, um zu vermeiden, dass die Belastungen privater Unternehmen, insbesondere der kleinen und mittleren Unternehmen, zunehmen.“

Quelle: China Daily China’s consumer market recovering from coronavirus-induced downturn, voucher campaigns, longer weekends or flexible working schedules

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