29. Juni 2020 | Exhibitor´s Corner, Expo & Event Marketing

Das Erlebnis Messebesuch vor, während und nach der Corona-Pandemie

von Julia Pott (exklusiv für EuroShop.mag)

Die Corona-Pandemie ist nicht nur eine wirtschaftliche Herausforderung für die Messebranche, sondern wird diese auch perspektivisch vor weitreichende Veränderungen stellen. So sind digitale Technologien, die es möglich machen, Veranstaltungen und Zusammenkünfte virtuell stattfinden zu lassen, momentan gefragter denn je. Lassen sich physische Messen durch virtuelle Events und digitale Kommunikation komplett ersetzen? Sicher nicht, dafür ist der persönliche Austausch zu wichtig. Aber möglicherweise lassen sich erfolgreiche Ideen und Konzepte für den Messe- und Standbau entwickeln, die auch über die Pandemie hinaus Vorteile bieten.

Ein Mann mit Jackett lächelt in die Kamera

Jan Mol ist freiberuflicher Journalist und Herausgeber, spezialisiert auf die Bereiche Messewesen, Einzelhandel und Retail Technology. © Jan Mol

„Für einige Themen oder Anlässe kann eine virtuelle Messe genau das Richtige sein. Aber spätestens jetzt spüren wir, dass es für den Besuch einer physischen Messe, das Live-Treffen, keinen Ersatz gibt“, sagt Jan Mol. B2B-Großevents profitieren von der Face-to-Face-Kommunikation nicht nur im Hinblick auf persönliche Gespräche, sondern auch für die physische Präsentation der Produkte, denn je nach Branche sind diese stark erklärungsbedürftig oder wollen gar gefühlt und erlebt werden.

Produktpräsentation mit Technologien: ein modernes Messeerlebnis

Feststeht, dass neuartige Abstands- und Hygieneregelungen Auswirkungen darauf haben werden, wie der Raum eines Messestandes genutzt wird. Mol rechnet damit, dass sich die Aufteilung und Funktion der Fläche verändern wird, und das nicht nur Corona-bedingt. „Im Standbau wird in naher Zukunft weniger Platz eingeräumt für Produktpräsentationen, dafür mehr Platz, um sich zusammensetzen und besprechen zu können – für die Besucherbetreuung also.“ Schon vor der Corona-Krise beobachtete Jan Mol den Trend, dass Firmen nicht mehr versuchen, ihr umfangreiches Sortiment am Stand zu präsentieren, sondern ausgewählte Highlight-Produkte live vorzuführen.

Ausführliche Sortiments- oder Produktinformationen hingegen können über Digital Signage, Tablets, Online-Landingpages, Apps oder Kataloge zur Verfügung gestellt werden. Für eine spannende Produktpräsentation bieten moderne Technologien zahlreiche Möglichkeiten. Ob physisch, digital erweitert, komplett virtuell oder eine Kombination aus allem – Grenzen gibt es höchstens bei Budget und Kreativität. Allerdings sollte gut durchdacht sein, welche Technologien wo und wie optimal eingesetzt werden.

Eine junge Frau trägt eine VR Brille auf einer Messe

© Messe Düsseldorf/ctillmann

Für Virtual Reality beispielsweise sieht Jan Mol keine Zukunft im Messebereich: „In den letzten Jahren war es ‚in‘, an einem Messetand ein paar VR-Brillen auszulegen. Einzelne Standgäste sahen sich dann mit einer VR-Brille eine Präsentation an oder bewegten sich durch eine virtuelle Welt. Aber bei einem Messebesuch geht es um eine Erfahrung, die man teilt, das macht den Spaß aus. Besucher teilen jedoch nichts, wenn sie eine VR-Brille tragen.“

Größere Chancen hingegen räumt er 3D-Grafiken und Augmented Reality (AR)-Technologie ein. Auf 3D-Displays können Produkte in 3D visualisiert werden, ohne dass Extra-Hardware benötigt wird. So können mehrere Besucher gemeinsam die Präsentation anschauen und gleichzeitig vom Standpersonal beraten werden. Mit AR-Lösungen kann sich jeder Messebesucher nach Bedarf mit Smartphones oder Tablets und Apps ausführliche Darstellungen abrufen. „Dann nimmt man das Handy, richtet die Kamera auf den Bildschirm, einen Code oder das Produkt und kann sich in Ruhe die Infos anschauen, die einen interessieren. Die Interaktion zwischen Technologien wird immer relevanter werden“, erklärt Mol. Das Smartphone der Besucher, mit dem sie eine App benutzen oder eine Webseite besuchen, eröffnet so auch einen direkten Zugang für Aussteller zum potenziellen Kunden. Auch für den Austausch der Kontaktdaten und die spätere Kommunikation kann diese Plattform der Produktpräsentation genutzt werden.

eine junge Frau zeigt etwas auf einem Tablet anderen Besuchern

© Messe Düsseldorf/ctillmann

Der Standbau der Zukunft

Wenn Messen und Aussteller dem Motto ‚Qualität statt Quantität‘ folgen und Messebesucher sich nur eingeschränkt bewegen können, sollten Aussteller ihnen auf jeden Fall Etwas bieten. Stefan DeCroos, CEO von beMatrix, bestätigt: „Menschen kommen auf Messen, um Dinge zu erleben, zu tun, zu lernen.“ Bewegte Bilder, multimediale Präsentationen, LED-Wände, 3D-Animationen, Lichtspiele und kreativer Standbau – ein Blick in die Messehallen der EuroShop 2020 im Bereich Expo- und Eventmarketing zeigte, was Aussteller und Standbauer – auch schon vor Corona – zu bieten haben.

Ein Mann im Anzug zeichnet etwas auf einen Touch-Bildschirm

© Messe Düsseldorf/ctillmann

Die Ansprüche an den Standbau von heute steigen, nicht nur im Hinblick auf eine einnehmende Gestaltung. In nächster Zeit können kurzfristige Regeländerungen je nach Krisenlage an der Tagesordnung sein, auch für B2B-Events. Wenn eine zügige Anpassung des Messestandes notwendig wird, bringt ein modularer und flexibler Standbau viele Vorteile. Hinzu kommen Pluspunkte in Bezug auf das Thema Nachhaltigkeit. „Der modulare Standbau stellt die Basis der Wiederverwendung; er spart Zeit, Geld, Abfall und CO2“, sagt Jan Mol. Die Wahl der Materialien spielt dabei eine große Rolle. Für Mol ist Aluminium das Mittel der Wahl. „Alu ist leicht und gleichzeitig stark, es ist robust und gleichzeitig flexibel: Man kann damit jede Form bauen. Es gibt Aluminiumprofile mit Raum für LED-Beleuchtung, Kupplungen für Stromversorgung. Aus meiner Sicht liegt die Zukunft im Aluminium.“

Wie nun in Bezug auf die Corona-Pandemie genau vorzugehen ist und welche Möglichkeiten es gibt, wird sich in den nächsten Monaten konkretisieren. Es ist sicherlich eine Herausforderung, Messen als gemeinsame, interaktive Erlebnisse zu gestalten und gleichzeitig die Abstands- und Hygieneregeln der Corona-Pandemie einzuhalten. Messe- und Standbauer haben sich aber schon als kreative Köpfe mit guten Lösungen bewiesen. Sie werden auch das meistern.

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