21. Juli 2020 | Shop Fitting, Store Design & Visual Merchandising, Shopping Today

von Katja Laska (exklusiv für EuroShop.mag)

Was bedeuten Vorgaben wie Abstandsregeln oder Hygienemaßnahmen für Store Designer und Ladenbauer? Ideen und Lösungen aus der Branche.

Kreativ, ansprechend und einladend – das sind wichtige Kriterien für Store Designer, Ladenbauer und Visual Merchandiser. Bisher konnten sie sich austoben und ihre Ideen frei im Store realisieren. Seit der Ausbreitung des Coronavirus müssen die kreativen Köpfe jedoch bestimmte Vorgaben geschickt im Ladenkonzept unterbringen. Wie kann das gelingen?

Line Up bei Costco während Covid-19; copyright:

Provisorisch geschaffene Umsetzungen der Schutzmaßnahmen müssen durchdachteren Konzepten weichen, um die Kunden nicht abzuschrecken. // ©PantherMedia / Ryan Faas

“Alle Geschäfte können unter Auflagen zur Hygiene, zur Steuerung des Zutritts und zur Vermeidung von Warteschlangen wieder öffnen”, hieß es von Seiten der Bundesregierung in Deutschland Anfang Mai 2020. Ein Schwall der Erleichterung ging durch den deutschen Einzelhandelssektor. Die langersehnte Wiederaufnahme des Betriebs bedeutete allerdings gleichzeitig für die Kreativen aus Ladenbau, Store Design und Visual Merchandising eine große Herausforderung, denn trotz Öffnung sei es wichtig, dass nur eine maximale Personenzahl (Kunden und Personal) bezogen auf die Verkaufsfläche  den Laden betreten darf, so die deutsche Regierung.

Konkreter ausgedrückt: visuelle Abstandsregelungen, Wegeleitsysteme sowie Hinweisschilder auf der gesamten Fläche sind gefordert. Diese Hinweise müssen geschickt in stationären Geschäften umgesetzt werden, ohne zu behelfsmäßig zu wirken. Was geht einem Ladenbauer dazu zuerst durch den Kopf? “Die ersten Gedanken befassten sich eigentlich mit der enormen Menge der auf der Fläche umzusetzenden Richtlinien, danach war eher die Sorge wie die Maßnahmen so umgesetzt werden können, dass sie von den Kunden nicht als abschreckend empfunden werden”, erinnert sich Frank Wilsch, zu dem Zeitpunkt verantwortlich für Planung und Umsetzung Ladenbau, Visual Merchandising & Werbetechnik bei Knauber Freizeit. “Das Einkaufserlebnis sollte, zumindest eingeschränkt, erhalten bleiben”. Das sieht auch der Deutsche Ladenbau Verband (dLv) als wichtigste Prämisse: “Auch oder gerade in Corona-Zeiten ist es wichtig, die Kunden nicht abzuschrecken – keiner möchte eine Abwanderung der Käufer ins Online-Geschäft riskieren. Sicherheitsmaßnahmen müssen gesetzeskonform, aber auch optisch ansprechend sein”, hieß es auf Anfrage.

Vieles passiert am Boden

Verschiedene kreisförmige rote Aufkleber mit Sprüchen; copyright: POS Tuning

©POS Tuning

Selbstgedruckte Hinweisschilder an Eingängen, Schaufenstern oder Kassen sowie rot-weiße Absperrbänder können daher keine Dauerlösung sein. Wie die neue Situation geschickt implementiert werde, komme auf die Art des Geschäfts an, erklärt Wilsch: “Gegen einen handwerklich gut gemachten Schutz aus Balken und Acrylglas ist in einem Baumarkt sicherlich nichts einzuwenden. Dagegen sollte man sich in Geschäften, welche zu ihrer Ware auch einen gewissen Lifestyle verkaufen, etwas mehr Gedanken machen.” Für diese war vor den Wiedereröffnungen zwar nicht viel Zeit, trotzdem rät Wilsch von Abstandsmarkierungen aus handelsüblichem Klebeband ab, nicht nur aus optischen Gründen. “Sie können sich auch im Nachhinein als Problem herausstellen, da sie selten ohne Beschädigung des Untergrundes entfernt werden können.” Für den Boden sieht er andere schlichte Möglichkeiten. Er empfiehlt „Wartepunkte“ aus bedrucktem Vinyl, welche den Boden nicht beschädigen und dazu noch im Corporate Design gebrandet werden können. Hier hat auch der dLv einen Tipp: “Ein kreatives Beispiel sind Bodenaufkleber mit Rätseln, die den Kunden an der Supermarktkasse die Wartezeit spielerisch verkürzen.” Nicht nur Abstandsregeln lassen sich auf dem Boden markieren. Geschäfte brauchen in diesen Zeiten auch Leitsysteme, um den Kundenfluss besser im Blick zu behalten. “Bei einer Bedienungstheke im Lebensmitteleinzelhandel kann man sehr gut die Laufrichtung, welche ja meistens schon baulich vorgegeben ist, mit Bodenmarkierungen und Plakaten regeln.” Bei Beratungstheken sieht die Sache meist anders aus, da diese oft zentral in den Abteilungen aufgebaut sind. Eine Idee für die Regulierung des Besucherstroms: die Einrichtung eines Empfangs- oder Wartebereichs beispielsweise mithilfe von Trennwänden. Auch der Einsatz von Tensatoren oder das Umplatzieren von Warenträgern oder Displays ist eine Möglichkeit Kunden zu leiten.

Trennwand an einer Theke in der Bäckerei; copyright: POS Tuning

©POS Tuning

Gewohnheit gibt Sicherheit

Trotz einiger Unterschiede in den jeweiligen Geschäften, gibt es Punkte, die alle Händler beachten sollten. “Einzelhändler sollten sich darum bemühen, die begehbaren Außen- und Eingangsbereiche ihrer Geschäfte neu zu gestalten, um den Kunden schnell über die neue Situation zu informieren”, sagt Retail Store Design-Experte und CEO Miller Zell, Chip Miller. Der dLV rät den Händlern hierfür zu Hygienebutlern und Ampelsystemen am Eingang. Miller gibt außerdem zu bedenken: “Für die Einzelhändler ist und bleibt es wichtig, dass sich ihre Kunden in ihren Geschäften sicher fühlen.” Auch hier hat der dLv einen Tipp für den Handel: “Ein Lebensmittelgeschäft desinfiziert die Einkaufswagen nach dem Gebrauch? Das sollte kommuniziert werden – auf einem Hinweisschild oder auch mithilfe von Durchsagen.” Außerdem sei es wichtig, die bekannten Laufwege trotz Leitsystemen nicht komplett zu verändern, sondern den Ladenaufbau so gut es geht beizubehalten.

Obwohl die Vorgaben in Deutschland schon einige Wochen in Kraft sind und mittlerweile auch viele provisorische Lösungen dauerhafteren und ansprechenderen gewichen sind, rät der dLv den Einzelhändlern nicht nachzulassen: “Jetzt schlägt die Stunde des stationären Handels in puncto Service und Freundlichkeit. Denn eines galt bereits vor der Krise und es ist nach wie vor bei der Ladenplanung Standard: Wo sich ein Kunde wohlfühlt, dahin kommt er gerne wieder.”

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