15. Dezember 2020 | Retail Technology, What´s new in Retail

Dank IoT Filialen automatisiert steuern – ein Vorteil für Händler und Kunden.

von Katja Laska (exklusiv für EuroShop.mag)

Self-Scanning, Self-Checkout, interaktive Displays für mehr Produktinformationen oder mit Anbindung an den Onlineshop – die Digitalisierung lugt im stationären Handel aus allen Ecken. Doch auch hinter den Türen, die den Kunden meist verschlossen bleiben, ist im “Smart Store” vieles möglich.

Immer mehr Haushalte funktionieren clever – selbstschließende Jalousien, Regulierung der Beleuchtung oder Raumtemperatur und damit verbundenes Energiesparen – all das ist möglich, wenn sämtliche im Haus verwendeten Leuchten, Taster und Geräte untereinander vernetzt sind.

Mann in dunklem Sacko und weißem Hemd steht mit verschränkten Armen vor Ziegelwand; copyright: Fujitsu

Stefan Lenz, Business Developer Digitalisierung, IoT, Realtime Analytics und AI bei Fujitsu // ©Fujitsu

Was im Smart Home geht, könnte auch im Smart Store funktionieren. Die Idee: Dank Internet of Things Filialen automatisiert steuern. “Die Themen IoT und digitale Filialvernetzung gewinnen zunehmend an Bedeutung, da sie deutlich effizientere Abläufe ermöglichen – sowohl für die Mitarbeiter als auch für Servicekräfte. Ein weiterer wichtiger Aspekt sind Automatisierungen im Energie- und Kostenmanagement. Hierbei sind massive Einsparungen möglich und zugleich wird der ökologische Fußabdruck kleiner. Eine Win-Win-Situation für Unternehmen, Mitarbeiter und auch Umwelt“, sagt Stefan Lenz, Business Developer Digitalisierung, IoT, Realtime Analytics und AI beim Technologie-Unternehmen Fujitsu.

Mit Internet of Things, künstlicher Intelligenz und Predictive Analytics Filialen automatisieren

Bereits heute sind viele Geräte in Filialen mit Sensoren ausgestattet und können als Smart Devices autonom agieren. “Die Einsatzmöglichkeiten für bedarfsgetriebenes Aufgabenmanagement sind vielfältig: Dies reicht von der automatischen Überwachung der Temperatur von Kühlmöbeln bis hin zum Erfassen der Füllstände von Leergutautomaten”, erklärt Lenz, “Auch Prüfung und Steuerung von Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Obst- und Gemüsebereich ist ein klassisches Einsatzszenario für solche Lösungen und hilft zudem, die Frische der Waren zu verbessern sowie Abschreibungen zu reduzieren”.

Fehlende Einkaufswagen sind an der richtigen Stelle verfügbar, volle Leergutautomaten werden zeitnah wieder geleert und Regale wieder rum aufgefüllt. Ein Mitarbeiter öffnet die unbesetzte Kasse. All das sind Dinge und Vorgänge, die der Kundschaft nicht direkt auffallen, das Einkaufserlebnis aber in jedem Fall positiv beeinflussen und die die Filial-Automatisierung möglich macht, denn das Personal wird gezielt informiert, wenn diese oder auch andere Schritte erledigt werden müssen.

Wie das aussehen kann? Auf der EuroShop 2020 wurde zusammen mit den Partnern Citrix, Bosch und ServiceNow das “Store Operations Cockpit” von Fujitsu live vorgestellt. Dabei handelt es sich um eine Software, die einen Store intelligent vernetzt. Die Analytics-Plattform ist in der Lage verschiedene Sensorik-Werte aus IoT-Plattformen, Systemen, die auf künstlicher Intelligenz basieren sowie Kassen-, Bestandsdaten und Personal-Informationen zu analysieren und abzubilden. Citrix liefert eine cloudbasierte Lösung damit die Filialkommunikation über mobile Endgeräte wie Smartphone oder auch Smartwatch laufen kann. Sobald einer der oben aufgeführten Schritte notwendig wird, gibt die digitale Kommandozentrale einem geeigneten und einsatzbereiten Mitarbeiter via Push-Nachricht Bescheid, was in der Filiale erledigt werden muss. Wird eine Aufgabe angenommen und erledigt, kann dies im System vom jeweiligen Mitarbeiter per Klick bestätigt werden.

Finger tippen auf Smartphone-Display von Symbolen umgeben; copyright: PantherMedia / BiancoBlue

© PantherMedia / BiancoBlue

Christian Floerkemeier, CTO und Mitgründer bei Scandit erklärt, wie der Filialmitarbeiter-Tag mit IoT und wachsamem Auge noch leichter wird: “Mit modernen, auch mobilen Computer-Vision-Technologien können Einzelhändler einen ‚digitalen Zwilling‘ ihrer Filiale erstellen. Filialmitarbeiter verwenden die Kamera ihres Mobiltelefons, um falsche Preise, vergriffene Ware und sogar Planogrammfehler zu entdecken. Hier müssen sie lediglich einen Regalabschnitt scannen, die eingesetzte Software identifiziert automatisch die fehlenden Produkte. Augmented Reality visualisiert das alles ohne überflüssige, aufwendige manuelle Scans in der digitalen Filial-Abbildung”.

Mann in weißem hemd steht vor grauer Wand und lächelt in die Kamera; copyright: Scandit

©Scandit

Aber auch in der Filialtechnik eines Geschäfts lässt sich dank IoT einiges regeln: Bewegungsmelder an Ein- und Aus- oder auch in den Gängen sind in der Lage zu registrieren, ob sich jemand in einem Bereich aufhält und senden ein Signal an das Beleuchtungssystem, welches dann dafür sorgt, dass die Lampen gedimmt werden. Ebenso können die Betriebszeiten des Wärmeluftvorhangs im Eingangsbereich konfiguriert werden. “Nicht zu vergessen sind auch Infrastrukturen wie Rolltreppen oder Fahrstühle, die von Algorithmen beurteilt werden, um vorausschauend und bedarfsgesteuert Wartungseinsätze zur Sicherstellung des Betriebs zu veranlassen, die sogenannte ‚predictive maintenance‘”, so Lenz.

Smart Store-Lösungen müssen integriert werden

Viele Firmen haben erkannt welches Potenzial im Smart Store steckt und wollen mit ihren Lösungen punkten. Doch trotz der Möglichkeiten scheint die intelligent vernetzte Filiale noch in den Kinderschuhen zu stecken. Vieles geht schon, aber eher im Rahmen von Insellösungen. Interessierte Einzelhändler sollten darauf achten “kein Sammelsurium an nicht interagierenden Einzellösungen aufzubauen und zu betreiben. Zugespitzt formuliert, ist den Verantwortlichen nicht zuzumuten, mit fünf Smartwatches am Arm und 15 Dashboards am PC eine Filiale zu managen. Gefordert sind daher integrierte Lösungen wie das ‘Store Operation Cockpit‘, die auch im Zusammenspiel mit anderen Systemen die notwendigen Informationen bündeln und die verschiedenen Systeme steuern”, rät Lenz.

Ist das geschafft, kann ein Smart Store in Zukunft Kundenherzen erobern, darf diese jedoch trotz aller Digitalisierung nicht aus dem reellen Auge verlieren. “Ein Smart Store der Zukunft benötigt eine nahtlose Checkout-Experience, Bestandsverwaltungslösungen, die die Regalverfügbarkeit optimieren, Filialmitarbeiter, die sich auf die Interaktion mit dem Kunden und nicht auf den Regalbestand konzentrieren sowie digitale Kundenservices, die Orientierungshilfen und entsprechende Produktinformationen bieten”, resümiert Floerkemeier.

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