4. Februar 2021 | Retail Marketing, Shopping Today

Social-Media- und Messenger-Plattformen bauen ihre Social-Commerce-Funktionen aus

von Julia Pott (exklusiv für EuroShop.mag)

Kunden bleiben zuhause, viele Läden müssen immer wieder schließen – da bleiben oft nur Online-Kanäle fürs Shoppen. Onlineshops und Marktplätze sind absolut etabliert, aber die persönliche Note bleibt oft aus. Worauf können Händler dann noch zurückgreifen? Klarer Fall: Social Media!

Eine Grafik mit drei Kuchendiagrammen

© MessengerPeople

Sie werden von Spezialisten zu Alleskönnern: Social-Media-Plattformen. (Darunter fassen wir für diesen Beitrag auch Messaging-Tools.) War der ursprüngliche Zweck, Fotos vom Pool zu teilen und mit der Urlaubsbekanntschaft auch aus der Ferne in Kontakt zu bleiben, fungieren sie inzwischen als Nachrichtenquelle, Werbeplattform, Videobearbeitungstool, zur Business-Kommunikation oder Markenpräsentation, um nur einige Funktionen zu nennen.

Und als Verkaufskanal. ‚Social Selling‘, ‚Social Commerce‘ oder ‚Conversational Commerce‘ – das Verkaufen über Social-Media- und Messenger-Dienste hat viele Namen und ist schon lange im Gespräch. Durch die Corona-Krise hat diese Nutzungsmöglichkeit allerdings einen ordentlichen Schub erhalten, sowohl auf der Anbieter- als auch auf der Nutzerseite.

Viele kleinere Händler, die sich bisher eher an die klassischen Kanäle gehalten haben, nutzen seit einem Jahr Social Media als direkten Kommunikationskanal zu ihren Kunden. Sie nehmen Bestellungen an oder beraten mithilfe von Fotos oder Videochat.

Eine Grafik mit drei Kuchendiagrammen

© MessengerPeople

Messenger Apps werden für Kunden immer wichtiger, das hat das Unternehmen MessengerPeople in seiner Studie „MessengerPeople Studie 2021“ festgestellt – und zwar nicht nur für die Kontaktaufnahme, sondern auch für die Kaufbereitschaft. Hier wurde auch herausgefunden, dass Conversational Commerce über Messenger mehr Potential hat als beispielsweise über Sprachassistenten. So zeigen Umfragen laut der Pressemitteilung von MessengerPeople, dass 62 Prozent der Unternehmen Messenger-Payment anbieten wollen, sobald diese Funktion rechtssicher und verfügbar ist. Und YouGov veröffentlichte jüngst Umfrageergebnisse aus der deutschen Bevölkerung, nach denen besonders bei jungen Social-Media-Nutzern viel Potenzial für Social Shopping besteht.

Vor diesem Hintergrund haben die großen Anbieter von Social-Media- und Messenger-Diensten sich noch einmal verstärkt dem Thema gewidmet, wie E-Commerce innerhalb dieser Apps funktionieren kann.

 

Drei Screenshots aus der Instagram-App

© Instagram

Conversational Commerce auf Facebook, WhatsApp, Pinterest und Co.

Der Facebook-Konzern arbeitet intensiv an Shopping-Lösungen auf seinen Kanälen Facebook, Instagram und WhatsApp. Im vergangenen Jahr – pünktlich zur Corona-Krise hat sich hier nochmal einiges getan. In den Facebook- und Instagram-Shops können Händler ihre Produkte in Katalogen anlegen und bewerben. Facebook Pay wurde in den USA im Sommer 2020 ausgerollt, so können Konsumenten shoppen ohne die jeweilige Social-Media-App zu verlassen.

 

Am 08. Dezember 2020 ging bei WhatsApp die Warenkorb-Funktion weltweit live. Über die WhatsApp Business-App können Unternehmen auch hier Kataloge anlegen und ihre Produkte verkaufen. Wie das funktioniert, zeigt dieses kurze Video:

 

Die Bezahlung funktioniert noch über Pay-Links von externen Payment-Anbietern. Mehr über die Funktionen der WhatsApp Business App haben wir im EuroShop.mag zusammengestellt.

Ein Screenshot aus der Pinterest-App

© Pinterest

Auch Pinterest experimentiert schon eine Weile mit der Shopping-Funktion. Die auf Bilder angelegte Plattform eignet sich gut für Produktpräsentation und beherrscht schon lange als Inspirationsquelle für Produkte, Mode, Designs und Gestaltungsideen den Markt. Über den Shoppable Pin können Kunden bei Händlern die Produkte direkt erwerben. Auch hier können Kataloge erstellt, Werbekampagnen geschaltet und ausgewertet werden. Weitere Funktionen sollen in den nächsten Monaten ausgebaut werden, kündigte Pinterest im Januar 2021 an.

Nach Angaben von Bloomberg aus dem November 2020 plant Google, auch seine Video-Plattform YouTube mit Shopping-Funktionalitäten auszustatten. So könnten auch aus Video-Content heraus direkt Produkte angeklickt und gekauft werden. Die Videoplattform TikTok ist ebenfalls am Thema E-Commerce dran. Auf TikToks chinesischer Variante Douyin können Händler direkt in der App Produkte zum Verkauf anbieten.

Im Dezember machte ein neues Start-up namens Charles auf sich aufmerksam. Die Berliner konnten für ihre Idee zum Conversational Commerce namhafte Investoren gewinnen: Die Software as a Service-Lösung (SaaS) ermöglicht es Unternehmen, im WhatsApp-Chat Produkte zu verkaufen in einem personalisierten Chat ohne Login. Diese Funktion soll auch auf andere Kanäle ausgeweitet werden. Nach Angaben der Gründer ist Charles die erste Lösung ihrer Art.

Seamless Shopping in Social-Media-Apps

E-Commerce in Social-Media-Apps hat einige entscheidende Vorteile, die das große Potenzial dieser Funktion ausmachen. Zum einen sind diese Plattformen Kanäle, auf denen sich (potenzielle) Kunden eh bewegen, wo ein großer Teil der Bevölkerung bereits Accounts besitzt. User müssen nicht mühsam für eigene Händler-Apps, Online-Marktplätze oder Webshops angeworben werden.

Produkte können auf diesen Kanälen zielgerichtet beworben werden, Werbe- und Personalisierungsfunktionalitäten werden stetig weiter ausgebaut. Influencer haben auf diesen Plattformen ihr ‚natürliches Zuhause‘ und können für den Vertrieb genutzt werden.

Die Möglichkeiten der direkten Kundenkommunikation per Chat, Videochat oder automatisiertem Chatbot sind für Händler wertvolle Features und für Nutzer intuitiv bedienbar. Außerdem sind diese Kanäle eh für die mobile Nutzung optimiert. Mit der Smartphone-Kamera und Visual Search-Funktionen, die ebenfalls immer mehr zunehmen und an Qualität gewinnen, wird ein nahtloses Shopping-Erlebnis von Inspiration bis Checkout möglich.

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