17. Juni 2021 | Retail Marketing, What´s new in Retail

Händler und Marken unterstützen auf vielfältige Weise die LGBTQ-Community und -Initiativen

von Julia Pott (exklusiv für EuroShop.mag)

Diversität und Gleichberechtigung sind in unserer Gesellschaft längst keine Randthemen mehr, sie etablieren sich in der öffentlichen Diskussion sowie in den Marketing- und Corporate-Social-Responsibility-Abteilungen der kleinen bis großen Unternehmen. Zu Anlässen wie dem „Pride Month“ steht beispielsweise die Förderung der Würde und der Gleichheit der LGBTQ-Community (Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender and Queer) besonders im Fokus. Und das auch bei Produzenten, Händlern und Marken.

In den USA wird im Juni traditionell von vielen der Pride Month mit zahlreichen Offline- und Online-Events gefeiert. Die öffentliche Sichtbarkeit und der Stolz sollen hier derScham und der sozialen Stigmatisierung entgegengesetzt werden und die LGBTQ-Rechtsbewegung stärken. Anlässe wie dieser veranlassen viele amerikanische wie internationale Unternehmen, sich auf vielfältige Weise zu diesen Themen zu positionieren oder dafür zu engagieren. Um die Bandbreite der Unterstützungsideen zu verdeutlichen, haben wir einige weltweite Beispiele gesammelt.

Regenbogenfarben: Produktbranding und Pride-Kollektionen

Der Sportartikelhersteller PUMA strahlt sein Hauptquartier in Herzogenaurach den Juni über in Regenbogenfarben an, um seine Unterstützung für die Belange der LGBTQ-Community zu symbolisieren. Außerdem gestaltete PUMA mit der LGBTQ-Aktivistin und Model Cara Delevingne die Kollektion „Forever Free Pride“. 20 Prozent der Einnahmen gehen nach eigenen Angaben an die Cara Delevingne-Stiftung, ein Projekt des Giving Back Fund, der LGBTQ-Organisationen auf der ganzen Welt unterstützt.“

Viele Modefirmen haben spezielle Kollektionen oder Artikel zum Pride Month herausgegeben, unter anderem Vans, Primark, Boohoo, Dr. Martens, Gap, Levi’s und The North Face. Die Erlöse oder ein Teil davon wurden gemeinnützigen Projekten mit LGBTQ-Fokus versprochen wie Trans Lifeline, the Trevor Project, National Center for Transgender Equality, Human Rights Campaign, GLSEN und vielen mehr.

Mit Produkten im Regenbogen-Stil, einem der Symbole der LGBTQ-Gemeinschaft, wirbt beispielsweise auch der Kosmetikhersteller Beiersdorf mit seinen etablierten Marken Nivea und Labello in LinkedIn-Posts. So kündigt eine Labello-Brand Managerin beispielsweise an, jeden veröffentlichten Kuss auf TikTok mit dem Hashtag #KissForPride mit einer Ein-Dollar-Spende an das Hamburger Projekt Queere Vernetzung zu belohnen. Und NIVEA Brasilien ist eine Partnerschaft mit der LGBTIQ-Organisation All Out eingegangen und bringt dazu die NIVEA Creme Regenbogen-Dose auf den Markt.

Auch der Technikkonzern Apple stellt eine neue Edition der Apple Watch, die Pride Edition mit buntem Band und dynamischem Zifferblatt, vor, dessen Farbset von den Pride-Flaggen der LGBTQ-Community inspiriert sind.

 

Auch der britische Lebensmittelhändler Co-op unterstützt mit dem Co-op Local Community Fund im Juni eine lokale Hilfsorganisation, Crawley LGBTQ+, die mit Veranstaltungen, Hilfsangeboten und Publikationen die LGBTQ-Community fördert.

Mitarbeiter des britischen Einzelhandelsunternehmens Marks & Spencer haben auf LinkedIn mit zahlreichen Bildern von regenbogenfarbenen Dekorationen in ihren Stores und Fotos von Mitarbeitern mit einem Pride-Selfie-Rahmen ihre Unterstützung bekundet. Kunden, die bei Marks & Spencer einkaufen und am Loyalty-Programm Sparks teilnehmen, helfen automatisch mit Spenden für eine gemeinnützige LGBTQ-Organisation.

Tu Gutes und sprich darüber

Die CVS Health Corporation, ein Einzelhandelsunternehmen der Pharmaziebranche, wiederum bezeugt seine Unterstützung, in dem sie öffentlich damit werben, ein Business Statement der Human Rights Campaign gegen Anti-LGBTQ-Staatsgesetze unterschrieben zu haben.

Die französische Kosmetikkette Sephora hat bei ihren Live Shopping-Events auf Facebook im Juni speziell den Fokus auf LGBTQ-geführte Unternehmen gelegt.

Auch der Social-Media-Konzern Facebook kündigte an, dort und bei Instagram im Juni besonders Unternehmern, Kreativen und Designern aus der LGBTQ-Community auf verschiedenste Weisen eine Bühne zu bieten.

Einen aktiven Beitrag zur internen Unternehmenskultur von Toleranz und Aufmerksamkeit gegenüber LGBTQ-Belangen leistet die britische Baumarktkette Travis Perkins. Ihre Mitarbeiter werden eingeladen sich mit diversen Angeboten und Aktivitäten weiterzubilden, um aufmerksame und „gute Verbündete“ für Mitglieder der LGBTQ-Community zu werden, unter KollegInnen wie KundInnen. „Wenn unser Unternehmen die Vielfalt der Gesellschaft und unserer Kunden*innen authentisch widerspiegelt, macht uns das zu einem besseren Arbeitgeber. Damit werden wir künftig noch besser in der Lage sein, die Bedürfnisse unserer Kund*innen zu verstehen und zu bedienen. […] Dies hilft uns auch, die besten Leute als Mitarbeiter*innen zu gewinnen, unabhängig von ihrer kulturellen oder sozialen Herkunft, Geschlecht, sexuellen Orientierung, Behinderung oder anderen individuellen Merkmalen und macht uns zu einem stärkeren, besseren Unternehmen“, erklärte Robin Miller, General Counsel & Company Secretary von Travis Perkins plc und Pate für das LGBTQ + -Netzwerk der Unternehmensgruppe.

Von dem Engagement für die Rechte und Wahrnehmung der LGBTQ-Community kann übrigens nicht nur eine offene und freie Gesellschaft profitieren. Dass das Ganze auch eine wirtschaftliche Bedeutung hat, zeigt die National LGBT Chamber of Commerce in den USA anhand von Zahlen in einem Bericht zum wirtschaftlichen Einfluss von LGBT-geführten Unternehmen in den USA. Sie erwirtschaften Umsätze, schaffen Jobs, zahlen Steuern und tägigen Investitionen. ,,Diese Zahlen erzählen die wahre Geschichte,”  sagt Bob Witeck, Präsident von Witeck Communications, dazu, dessen Firma an der Erstellung des Berichts beteiligt war: ,,Wir haben gerade erst begonnen, an der Oberfläche unseres Potentials zu kratzen.” Umso bedeutender ist es also, wenn Firmen zu diesem Anlass nicht nur ihre Logos vorübergehend in Regenbogenfarben erscheinen lassen, sondern der symbolischen Unterstützung auch handfeste Taten folgen lassen.

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