15. Oktober 2021 | Interview, Retail Technology, Shopping Today

Über Ausstattung und Einsatzbereiche von Allrounder-Kassen

von Katja Laska (exklusiv für EuroCIS.mag)

Kasse ist nicht gleich Kasse – Optik, Ausstattung und Einsatz können unterschiedlich sein. In unserem Interview stellt Steffen Schwenk, Business Development Manager und Verantwortlicher für den Kassenbereich bei Concept International, allerdings klar, eins gilt universell: Die Kasse wird zum Alleskönner.

Herr Schwenk, Kassen als Tausendsassa: Was muss ein Gerät heute alles mitbringen?

Steffen Schwenk: Einerseits ein passendes Äußeres. Service-Personal im Gastro-Bereich braucht leichte und vor allem sturzfeste Handheld-Geräte. Fahrende Händler und Händlerinnen benötigen kompakte Standgeräte, gerne mit LTE-Anbindung und teilweise sogar mit Wiegefunktion. Und im Einzelhandel darf die Kasse zwar größer und schwerer sein, muss aber schick aussehen und beispielweise ein Kundendisplay besitzen.

Mann in weißem Hemd lächelt in die Kamera

Steffen Schwenk, Business Development Manager und Kassenexperte bei Concept International. Das Unternehmen vertreibt unter anderem Android-basierte Kassensysteme von Sunmi. // ©Concept International

Für alle Geräte gilt: Kassen, die als dezidierte Kassen gebaut wurden, sind sehr robust. Sie trotzen Temperaturschwankungen, wie sie beispielsweise durch Sonneneinstrahlung schnell entstehen, und halten auch Stürze aus. Consumer-Tablets wie das iPad, die häufig als Kasse eingesetzt werden, kommen hier schnell an ihre Grenzen.

Der Trend geht trotzdem in Richtung handlich, mobil, vernetzt, richtig?

Klobige Kartenleser oder Bondrucker sehen nicht nur unschön aus, sie sind auch ziemlich unpraktisch, vor allem, wenn das Personal sie am Gürtel mitführen oder zum Bondruck zu einer zentralen Kasse laufen muss. Unternehmen, die Kassen herstellen, integrieren daher Schnittstellen wie NFC-Leser für Giro- und Kreditkarten sowie Mobile Payment, aber auch Bondrucker sowie Barcode- und QR-Code-Leser direkt in die Kasse. Wir führen Kassen im Handheld- und im stationären Format mit Kartenleser, Barcodescanner und Drucker. Hier spielt auch die Bluetooth-Technologie eine wichtige Rolle: Klobige Zahlungsterminals werden durch handliche, mobile Geräte für um die 100 Euro ersetzt. Selbst Kassenschubladen lassen sich inzwischen über Bluetooth öffnen.

Kasse mit Kundendisplay vor orangenem Hintergrund; copyright: Concept International

Ein kundenseitiges Display informiert im stationären Handel über gescannte Waren, erlaubt aber auch Interaktionen, wie Zahlungsvorgänge, oder spielt Informationen und Werbung aus. // ©Concept International

waren.

Was ist von technischer Seite sonst noch wichtig?

Ganz wichtig ist der Punkt Displays. Bildschirme in modernen Kassensystemen verfügen über eine komfortable Größe, bei stationären Kassen bis 15 Zoll Bildschirmdiagonale. Das sind 38 Zentimeter. Sie sind leuchtstark und haben eine hohe Auflösung, sodass auch kleinteilige Darstellungen auf dem Bildschirm gut lesbar bleiben. Die Nutzer und Nutzerinnen bedienen die Kassen über so genannte kapazitive Touchdisplays, also mittels Berührung, wie Nutzer und Nutzerinnen es auch von ihren Smartphones und Tablets kennen. Dies erlaubt  Mehrfingertippen und Fingergesten sowie Unterschriften per Finger.

Und ‚last but not least‘: das Betriebssystem. In modernen Kassensystemen hat sich Android etabliert. Das offene OS läuft nicht nur stabil, sondern spart gegenüber anderen Betriebssystemen deutlich an Hardwareressourcen. Das ganze System läuft flotter und Akkulaufzeiten sind deutlich länger. Darüber hinaus ist Android lizenzfrei, was in der Summe zu deutlich reduzierten Gerätepreisen bei gleichzeitig erhöhter Nutzer-Experience führt.

Aber Aussehen ist nicht alles, oder? Kommen wir vom Äußeren zu dem, was nicht direkt sichtbar ist. Wie sieht es mit der Software aus?

Für Einzelkassenlösungen spielen neben einer einfachen Bedienung durch den Anwender oder die Anwenderin die Intuition beim Einrichten und im Servicefall eine große Rolle. Gerade Kassensoftwarehersteller und -herstellerinnen, die auf Android aufsetzen, haben branchenspezifische Lösungen, mit denen selbst technisch wenig versierte Anwender und Anwenderinnen schnell durch die Einrichtung kommen.

Nicht zu vergessen der Punkt Software-Schnittstellen. Selbstverständlich sollte sich die Kassen-Software mit umliegenden Datenverarbeitungssystemen, beispielsweise einem Warenwirtschaftssystem, verbinden lassen. Bei Cloud-Kassensystemen empfiehlt sich dringend ein Device-Management – zum einen, um Wartungs- und Supportaufgaben leicht zu lösen, zum anderen um Security- und Funktionsupdates unkompliziert und automatisiert im Hintergrund zu installieren.

Über software-basierte Payment-Schnittstellen werden Zahlungsoptionen wie Girocard,Kreditkartenzahlung und Mobile Payment realisiert und gleichzeitig zentral gemanagt.

Eine dritte wichtige Software-Funktion ist die Technische Sicherheitseinrichtung, kurz TSE, die Transaktionsdaten für die Kontrolle seitens der Finanzbehörden revisionssicher speichert oder direkt dorthin überträgt.

Lohnen sich Kassen-Allrounder für jedes Handelsunternehmen?

Es gibt sicher Allrounder, die für die meisten Einsatzzwecke funktionieren, wie etwa die Standgeräte mit Drucker – die eignen sich für Modeläden genauso wie für den Tante-Emma-Laden, fahrende Händler und Händlerinnen oder Filialen eines großen Einzelhändlers oder einer großen Einzelhändlerin. Wichtig ist hier, dass das Innenleben stimmt, also eine gute Hardware-Konfiguration, die eine flotte Bedienung erlaubt. Und das Betriebssystem muss natürlich von der gewählten Firmenlösung unterstützt werden.

Mobiles Kassengerät scannt Bankkarte; copyright: Concept International

Mit Handheld-Geräten, die Kartenleser integriert haben, trägt Gastronomie-Personal ein Gerät weniger am Gürtel. // © Concept International

Wie sieht es da in der Gastronomiebranche aus? Welche Unterschiede gibt es, wenn es um Kassen geht?

Hier braucht es in puncto Formfaktor meist mehrere unterschiedliche Geräte: Standgeräte für einen zentralen Kassen-Counter und Handheld-Geräte oder Tablets für das Service-Personal. Vor allem bei den mobilen Geräten ist es von großem Wert, wenn die Service-Kräfte Bestell-Annahmeterminal, Rechnungsbelegdrucker und Zahlungsterminal in einem leichten, handlichen Gerät dabeihaben. Das spart Gewicht und Schritte. Die Geräte müssen robust sein, abwaschbar und auch einmal herunterfallen dürfen. Und die Akkulaufzeit ist enorm wichtig. Android-basierte Kassen-Handhelds bringen es heute locker auf zwölf Stunden Betriebszeit. Danach wandert das Handheld in eine zentrale Ladestation, wo möglichst schon ein frisch geladenes Gerät wartet.

Ein Blick in die Zukunft: Stichwörter ‚Digitalisierung‘ und ‚kontaktloses Bezahlen‘. Wird es in 20 Jahren noch Kassen geben? Was könnte sie ablösen?

Kassiererlose Bezahlvorgänge auf Basis von Self-Checkout oder Self-Scanning durch fotografische Warenkorberkennung stellen momentan eine interessante Option für Retailer dar. Aber ob dies das Ende der Kasse bedeutet? Das ist sicher eine Definitionssache, nämlich was genau eine „Kasse“ ist oder sein soll. Muss sie ein Mensch bedienen, gehören auch Self-Checkout-Counter dazu und vielleicht auch berührungslose UHF-NFC Datenschranken, die wir durchschreiten und wo wir die Zahlung nur noch zur Kontrolle auf unserem Smartphone angezeigt bekommen? Wenn wir die Kassendefinition so flexibel halten, wird es auch in 20 Jahren noch „Kassen“ geben. Sie sehen vielleicht anders aus und wandeln sich, wie der Handel selbst.

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