22. Dezember 2021 | Interview, Leading Voices, Retail Technology, What´s new in Retail

Wie die Handscanner von Artec 3D den Einstieg in den interaktiven E-Commerce erleichtern

Das Online-Shopping boomt seit Jahren, allein in den letzten fünf Jahren hat sich das Marktvolumen des Online-Handels fast verdoppelt. Für das Jahr 2021 schätzt der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel (bevh) das Marktvolumen auf 94 Milliarden Euro. Doch das klassische Online-Shopping ist noch recht statisch und bietet den Kundinnen und Kunden wenig Möglichkeiten, Produkte in allen Dimensionen zu erleben. Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) bieten daher eine Vielzahl von Möglichkeiten, die Produkte weniger statisch darzustellen.

Das in Luxemburg ansässige Unternehmen Artec 3D stellt tragbare 3D-Scanner her, mit denen kleine Unternehmen mit der großen Konkurrenz in VR und AR mithalten können. Andrei Vakulenko, Chief Business Development Officer von Artec 3D, erklärt in diesem Interview, welche Möglichkeiten ihre Technologie bietet und wie Kundinnen und Kunden auf solche Lösungen reagieren.

Andrei, warum sind Unternehmen heute mehr an VR- und AR-Lösungen interessiert als noch vor ein paar Jahren?

ArtecEva Scan 3d AR VR E-Commerce Chef

©Artec 3D

Andrei Vakulenko: Der Online-Handel wächst schon seit langem, aber die Pandemie hat alles Digitale auf das nächste Level gehoben. Alle großen Einzelhändler haben verstanden, dass die Menschen mehr und mehr online einkaufen wollen, anstatt in ein Geschäft zu gehen. Daher werden die Geschäfte, die eine hochwertige digitale Lösung anbieten können, die wirklich zeigt, wie die Produkte real aussehen, den größten Umsatz machen. Die AR- und VR-Technologie ist für die Kundinnen und Kunden eine realistische Art, digitalisierte Produkte zu erleben.

Welches Konzept haben Sie entwickelt, um Produkte in einer Weise darzustellen, die für AR und VR geeignet ist?

Um Produkte so zu digitalisieren, dass man sie für AR und VR nutzen kann, gibt es drei Möglichkeiten. Ein 3D-Modellierer kann sie von Grund auf modellieren, aber das ist sehr zeitaufwändig und das Endergebnis ist nur schwer realistisch zu gestalten. Die zweite Möglichkeit ist die Photogrammetrie zur Erstellung eines 3D-Modells (durch Kombination von Fotos des Objekts, die mit einer professionellen Kamera aufgenommen wurden). So erhalten Sie ein 3D-Modell mit tollen Farben, aber die Form des Objekts ist ungenau und das Verfahren ist ebenfalls sehr zeitaufwändig.

Die dritte Möglichkeit ist die Verwendung eines 3D-Scanners, der eine sehr genaue Nachbildung des Objekts in 3D erstellt. Wenn Sie einen unserer professionellen 3D-Scanner verwenden, ist das Ergebnis submillimetergenau, farbgetreu und zeigt alle feinen Details des Objekts wie zum Beispiel die Holzmaserung oder die Textur des Materials. Und seit der Veröffentlichung unserer letzten Software im September, Artec Studio 16, haben Sie die Möglichkeit, Fotos zu Ihrem Scan hinzuzufügen, wodurch Ihr 3D-Modell ebenfalls fotorealistische Farben erhält. Der Prozess ist einfach und erfordert keine zusätzliche Software. Sie können die Fotos sogar mit Ihrem Handy aufnehmen, aber die besten Ergebnisse erzielen Sie mit einer professionellen Kamera und einer Lichtbox.

Scan of a green sneaker; Source: ArtecEva

©Artec 3D

Für welche Produkte und Branchen sind solche Lösungen interessant?

Natürlich für den Einzelhandel, wie bereits erwähnt, aber auch für die Denkmalpflege, Museen oder Computer Generated Imagery (CGI) für Filme und Computerspiele.

Wie reagieren die Kundinnen und Kunden auf solche Lösungen?

Unsere Kundinnen und Kunden sind extrem begeistert! Nach der Veröffentlichung von Artec Studio 16 waren die beliebtesten Inhalte in unseren sozialen Medien die, in denen es um diese Fototextur-Funktion ging! Diese Funktion kam für unsere Kundinnen, Kunden und andere, die sich für die 3D-Digitalisierung interessieren, völlig überraschend, da es keine vergleichbare Lösung gibt. Das Produkt ist auf so viel Interesse gestoßen und die Interessierten hatten so viele Fragen, dass wir beschlossen, unser allererstes öffentliches Webinar durchzuführen.

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Stichwort Omnichannel – können auch stationäre Einzelhändlerinnen und Einzelhändler die Technologie in ihren Geschäften nutzen?

Sicher! Die meisten Geschäfte haben nur begrenzten Platz und können daher nicht alle Optionen vorrätig halten. Mit AR- oder VR-Lösungen können sie den Kundinnen und Kunden alle verfügbaren Optionen zeigen, auch wenn der physische Artikel nicht vorrätig ist.

Welche Rolle werden solche digitalen Lösungen in Zukunft spielen? Werden sie das Einkaufen im Einzelhandel ersetzen?

Auch wenn der Onlinehandel weiter wachsen wird, ist es unwahrscheinlich, dass es keine physischen Geschäfte mehr geben wird. Die Menschen mögen nach wie vor den persönlichen Kontakt, die Möglichkeit, Fragen zu stellen und sich beraten zu lassen. Wahrscheinlicher ist, dass Geschäfte zu hybriden Räumen werden, in denen einige Artikel vorrätig sind, ein Großteil aber nur noch digital verfügbar ist und direkt zu den Kundinnen und Kunden nach Hause bestellt werden kann.

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