12. Januar 2022 | Interview, Leading Voices, Retail Technology, What´s new in Retail

Touchpoints und Vernetzung am Point of Sale mit der Ameria AG

von Julia Pott (exklusiv für EuroCIS.mag)

EIn Mann im Anzug schaut in die Kamera

Albrecht Metter, CEO der Ameria AG // © Ameria AG

Berührungsloses Bedienen von Displays – das klingt ein wenig nach Science-Fiction, kann von Nutzerinnen und Nutzern aber in einigen Fällen schon ausprobiert werden. Ein Anbieter solcher Lösungen auf der EuroCIS 2022 wird die Ameria AG sein. Mit deren CEO Albrecht Metter sprachen wir über die Mehrwerte, die solche Anwendungen sowohl der Kundschaft als auch den Händlerinnen und Händlern selbst bieten.

Herr Metter, wie funktioniert die berührungslose Interaktion am Display von technischer Seite?

Albrecht Metter: Vor dem Display wird mithilfe unserer CX Touchfree Units ein 3D-Raum erzeugt, der die Steuerung des Bildschirms wie bei einem Touchscreen ermöglicht – das aber komplett ohne Berührung der Bildschirmoberfläche. Die Units registrieren, sobald ein Finger in den 3D-Raum eintritt, und lösen eine Interaktion aus, beispielsweise den Click eines Buttons.

Welche Vorteile von digitalen Touchpoints sehen Sie im Einzelhandel?

Durch Gamification, Coupons und der digitalen Möglichkeit, Informationen oder Inhalte wie Fotos mitzunehmen, ergeben sich große Mehrwerte für die Supermarktkundinnen und -kunden, sodass sie im Gegenzug zum Beispiel ihre Daten preisgeben oder Inhalte auf sozialen Netzwerken teilen. Die digitalen Touchpoints eröffnen stationären Kundinnen und Kunden die Online-Einkaufswelt eines Lebensmitteleinzelhandelsunternehmens. Damit lässt sich der Webshop beispielsweise elegant bewerben und zum ersten Mal wirklich in die stationäre Fläche integrieren.

Warum halten Sie die berührungslose Interaktion gerade im Lebensmittelhandel für wichtig?

Neben den offensichtlichen Hygienevorteilen macht diese Art der Interaktion einfach mehr Spaß als alles bisher Dagewesene. In Kombination mit einzigartigem interaktivem Content ziehen Lösungen dieser Art Kundinnen und Kunden auf besondere Art in ihren Bann. Die Verweildauer ist erwiesenermaßen deutlich länger als bei passiven Digital-Signage-Anwendungen. Berührungsfreie Touchpoints schaffen Erlebnisse, Einkaufen wird dadurch aufregender und steigert so den Verkauf.

Ein Messestand mit digitalen Displays

© Ameria AG

Für welche Anwendungszwecke ließe sich eine solche Lösung nutzen?

Wenn Händlerinnen und Händler beispielsweise ihren Onlineshop am POS integrieren und so eine Verbindung zwischen On- und Offline-Kanälen schaffen, ermöglicht dies, Interaktionsdaten von der stationären Fläche mit Kundendaten aus dem E-Commerce zu kombinieren. So bilden sie die Customer Journey noch ganzheitlicher ab als zuvor.

Davon abgesehen haben wir bereits verschiedene Anwendungsszenarien im Lebensmitteleinzelhandel umgesetzt: beispielsweise ein Rezeptterminal zur Inspiration beim Einkaufen mit Leadgenerierung, eine spielerische Glücksradapplikation mit Couponing oder ein in ein Regal integrierter Bildschirm, der zur Produktpromotion von Herstellerinnen und Herstellern genutzt werden kann. Generell bieten wir außerdem die Möglichkeit unsere selbst entwickelten Touchpointlösungen zu verwenden, können aber auch alle gängigen Bildschirmgrößen mit Gestensteuerung ausstatten.

Welche positiven Effekte haben Anwenderinnen und Anwender solcher Touchpoints bisher beobachten können?

Die meisten unserer Auftraggeberinnen und Auftraggeber erhalten so zum ersten Mal belastbare Daten von der Fläche. Damit können sie Angebote auf ihre Kundinnen und Kunden passgenau zuschneiden, aber auch von ihrem Verhalten lernen. Außerdem konnten wir in einer Studie mit unserem Virtual Promoter nachweisen, dass der Einsatz solcher berührungsfreien interaktiven Anwendungen zu höheren Abverkäufen führt als mit gängigen Produktaufstellern. Und auch für die Kundenbindung sind solche Lösungen ein wertvolles Instrument.

Wie können Händlerinnen und Händler sicherstellen, dass ihre Kundinnen und Kunden diese Lösungen auch tatsächlich nutzen?

Wir verfügen mittlerweile über fast ein Jahrzehnt Erfahrung mit berührungsloser Interaktion und wissen, welche Inhalte attraktiv sind und „ziehen“. So arbeiten wir mit akustischen und visuellen Reizen und haben einen speziellen „Attraction“-Mode entwickelt, der Kundinnen und Kunden direkt anspricht. Das kann beispielsweise durch eine virtuelle Person oder einen Avatar erfolgen, die die Leute heranwinkt oder ihnen zuzwinkert. Durch eine besonders intuitiv gestaltete Menüführung wird auch beispielsweise älteren Personen die Angst vor der Interaktion mit der neuen Technologie genommen.

Zwei Menschen stehen vor einem großen Display auf einem Messestand und bedienen es per Fingerzeig

© Ameria AG

Wie zuverlässig funktioniert die berührungslose Bedienung, beispielsweise wenn zwei Personen nahe vor dem Display stehen? Gibt es da Störfaktoren, die Händlerinnen und Händler bei der Implementierung beachten müssen?

Sicherlich gibt es bei konkreten Anwendungsfällen die jeweiligen Umstände zu beachten. Allerdings verfügen wir über langjährige praktische Erfahrung und unsere Technologie hat sich in vielfachen Einsätzen bewährt. Die Lösung arbeitet mit Skeletttracking und kann so sehr gut die Person identifizieren, die das Display gerade bedient. Natürlich gibt es auch hier Grenzen, wenn Personen sehr nahe beieinander oder voreinander stehen. In der Regel ist das im Nutzungskontext Supermarkt aber nicht der Fall. Die zweite Person würde von der Software erkannt und als Zuschauerin oder Zuschauer registriert. So gewinnt man zusätzlich einen Eindruck, wie viele Personen man wirklich erreicht hat.

Sammelt die Lösung auch Daten über die Kundennutzung? Welche Ergebnisse sind hier zu erwarten?

Wir können tiefe Einblicke in die Interaktion und auch über vorbeilaufende Personen liefern. Unsere Daten lassen sich zusätzlich ganz einfach in bestehende Systeme integrieren und können somit die stationären Daten wertvoll ergänzen. Die CX Touchfree Units können durch das Skeletttracking grundsätzlich jede Interaktion anonym erfassen und auswerten: Welcher Anteil der Passantinnen und Passanten reagierte auf den Touchpoint? Welche Inhalte wurden angeschaut? Wie lange wurden Inhalte angesehen? Wieviel wurde mit welchem Inhalt interagiert? Zu diesen und weiteren Fragen liefert die Anwendung Daten. Dabei legen wir stets höchsten Wert auf Datensicherheit und Datenschutz: Unsere Lösung ist komplett DSGVO-konform, wir als Unternehmen sind zudem ISO- und TISAX-zertifiziert.

Tags: , , , , , , ,

Ähnliche Beiträge