7. Dezember 2022 | Energy Management, ReTell, What´s new in Retail

Wie und wo lassen sich CO2-Emissionen im Handel einsparen?

Von Silke Meny (exklusiv für EuroShop.mag)

Der deutsche Einzelhandel nimmt den Klimaschutz und damit das Energiesparen ernst. Nicht nur, dass der Handelsverbands Deutschland (HDE) eine entsprechende Klimaschutzoffensive initiiert hat. Nach einer jüngsten Studie dieser Offensive zu Energiebedarf und CO2-Emissionen im Einzelhandel hat auch fast jedes deutsche Handelsunternehmen in den vergangenen fünf Jahren mindestens eine entsprechende Maßnahme umgesetzt.

„Der Einzelhandel ist Vorreiter beim Klimaschutz. 93 Prozent der befragten Unternehmen haben in den letzten fünf Jahren Effizienzmaßnahmen umgesetzt, beispielsweise bei der Beleuchtung und in der Kältetechnik“, sagt Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland. „Mit diesen gezielten Anstrengungen konnten die CO2-Emissionen im deutschen Einzelhandel gesenkt und die Energieeffizienz nachhaltig gesteigert werden.“ Seit 1990 hat der Einzelhandel bereits 50 Prozent seiner CO2-Emissionen eingespart.

Der Einzelhandel hatte im Jahr 2021 einen Energieverbrauch von 33,3 Terrawattstunden. Diese Menge entspricht rund 10,5 Megatonnen CO2, also 10.500.000 Tonnen. Das sind wiederum so viel CO2-Emissionen, wie 1,2 Millionen deutsche Durchschnittshaushalte im selben Jahr verursachten. „Ein genauerer Blick auf die Aufteilung der Energieträger im Food- und Nonfood-Handel zeigt, dass ein überwiegender Anteil mit fast 50 Prozent auf Erdgas entfällt. Dieser wird überwiegend für Raum- und Prozesswärme, zum Beispiel für Öfen in Backbereichen, verwendet. Auf den Energieträger Strom entfallen 38 Prozent des gesamten Energieverbrauchs im Einzelhandel. Der Strom wird zu einem Großteil für Beleuchtung, Klimatisierung, IKT-Anwendungen sowie für die Warmwasserbereitung benötigt”, sagt Prof. Dr. Clemens Rohde, Leiter des Geschäftsfelds Energieeffizienz im Competence Center Energietechnologien und Energiesysteme am Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI, das mit der Durchführung der Studie beauftragt war.

Co2 einsparen, aber wie und wo?

Für die Hälfte der befragten Handelsunternehmen liegt der Schlüssel zum Energiesparen – besonders auch in Zeiten der aktuellen Krise – und zur Minderung der Emissionen im Ausbau der Photovoltaik. Das heißt, im Idealfall kommt der Strom aus der eigenen Solaranlage. Doch gerade beim Photovoltaik-Ausbau sieht der HDE dringenden Handlungsbedarf. Nach Einschätzung des Verbands müssen die Anreize für den Ausbau in diesem Bereich durch den Gesetzgeber so gesetzt werden, dass sich eine größtmögliche Dimensionierung der Anlage lohnt. „Deshalb ist die Politik etwa bei der Differenzierung der Einspeisevergütung gefragt. Zudem stößt das Engagement vieler Handelsbetriebe im Bereich Klimaschutz und Nachhaltigkeit in der Praxis auf unnötige bürokratische Hürden“, so Genth weiter. „Statt der komplexen Regelungen für Planung, Inbetriebnahme und Betrieb der Solaranlage müssen schlanke praxisgerechte Prozesse aufgesetzt werden, um jetzt den Solarturbo zu zünden“, betont Genth.

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Mit gutem Beispiel voran

Den Solarturbo gezündet hat hingegen bereits längst der bürgerschaftlich organisierte Dorfladen im niedersächsischen 500-Seelen-Örtchen Otersen. Seine 160 Betreiberinnen und Betreiber haben 2011 eine PV-Anlage auf dem Dach des Dorfladens installieren lassen, die seitdem rund 90.000 Kilowattstunden

Sonnenstrom produziert hat. Fast 99 Prozent des selbst erzeugten Stroms werden für die Kühlung der Lebensmittel verwendet. Bei der Kühlung ist man im Dorfladen kürzlich noch einmal aktiv geworden. In nur drei Tagen Umbau wurden die alten Kühlmöbel durch eine neue Kühl-Bedientheke sowie neue Kühl- und Tiefkühlregale ersetzt, die an eine moderne CO2-Verbundkälteanlage angeschlossen sind. Der Stromverbrauch sank unmittelbar um 30 Prozent. Zudem wurde auf LED-Beleuchtung umgestellt. Jetzt verbucht der Dorfladen rund 4.300 Euro weniger Energiekosten pro Jahr und spart 11,5 Tonnen CO2 ein.

 

Das rechnet sich. Ebenso wie die zahlreichen Energieeffizienzmaßnahmen beim Mode- und Sporthaus Klingemann im nordrheinwestfälischen Höxter. Dort hat es Geschäftsführer Jens Klingemann mit 4500 energiesparenden LED-Lampen, einer 2500 Quadratmeter großen Photovoltaik-Anlage, moderner Klima- und Lüftungstechnik sowie Nachtkühlung geschafft, den Energieverbrauch auf den 7.000 Quadratmetern Verkaufsfläche von ursprünglich 1.000.000 Kilowattstunden auf rund 200.000 Kilowattstunden abzusenken.

 

Das rechnet sich also auch. In den 47 Globus SB-Warenhäusern ist es ebenfalls die Photovoltaik plus Wärmerückgewinnung, Blockheizkraftwerk, LED und geschlossene Kühlmöbel, die im positiven Sinne zu Buche schlägt. 13.000 Tonnen CO2 können so pro Jahr eingespart werden. Insgesamt ist der Strombezug bei Globus seit 2014 um 13 Prozent gesunken.

 

Doch wie wird es weitergehen? Denn die Investitionsbereitschaft bei Energiesparprojekten hemmen derzeit vor allem bei kleineren Geschäften der Mangel an Fachkräften im Handwerk sowie passgenaue Förderprogramme. Aber hier ein wertvoller Tipp: Im Zuge seiner Klimaschutzoffensive hat der HDE eine Förderdatenbank programmiert, auf der Handelsunternehmen aktuelle Förderprogramme finden.

Genauere Informtionen finden Sie in der Studie zum Energieverbrauch im Einzelhandel.

Die Klimaschutzoffensive des Handels

Die Klimaschutzoffensive des Handels richtet sich an kleine und mittelständische Einzelhändlerinnen und Einzelhändler und vermittelt praxisnahes Wissen über Energieeinsparmöglichkeiten und Klimaschutzmaßnahmen. Gleichzeitig unterstützt die Informationskampagne des HDE die Betriebe dabei, Effizienz- und Klimaschutzmaßnahmen umzusetzen und trägt so zu einer langfristigen Reduzierung von Energiekosten und CO2-Emissionen bei. Anhand von Praxisbeispielen aus dem Handel, einem umfangreichen Angebot an handelsspezifischen Informationen auf der Webseite, Online- und Präsenzveranstaltungen sowie einer flankierenden Kommunikationskampagne möchte die Offensive aufzeigen, wie ein klimafreundlich wirtschaftender Einzelhandel gelingen kann. Die Klimaschutzoffensive wird seit 2017 durch die Nationale Klimaschutzinitiative (NKI) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert.

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