Die Magie virtueller Showrooms

Eine interaktives Onlineerlebnis zwischen Fachberatung und Abenteuer

von Julia Pott (exklusiv für EuroCIS.mag)

Die Erfahrungen während der Corona-Pandemie haben gezeigt, dass es zwischen dem persönlichen, physischen Einkaufen im Geschäft auf der einen Seite und dem eher unpersönlichen, starren Webshop auf der anderen Seite das Potenzial für weitere Shopping-Erlebnisse gibt. Mit beeindruckenden Online-Showrooms haben viele Retailer und Marken versucht, diese Lücke zu schließen.

Lassen Sie uns einen Blick auf einige dieser neuesten Showrooms werfen.

Spielen, lernen und shoppen – die virtuelle Customer Journey

Charlotte Tilbury, wohl eine der erfolgreichsten Unternehmerinnen in Großbritannien mit ihrer Beauty-Marke ist von neuen Technologien und ihren Möglichkeiten begeistert: „Ich glaube, es gibt nur einen schmalen Grat zwischen fortschrittlicher Technologie und Magie.”

Unter der Führung von Charlotte Tilbury als Gründerin, Präsidentin und Chief Creative Officer von Charlotte Tilbury Beauty wurde das virtuelle Beauty-Wunderland geschaffen.

In dem virtuellen Store können Kundinnen und Kunden sich über Produkte informieren und diese online einkaufen. //© Charlotte Tilbury Beauty; Screenshot https://www.charlottetilbury.com/us/virtual-store#/

Wenn User kleine Onlinespiele gewinnen – auf einer Tanzfläche mit neun Feldern muss man sich beispielsweise „Schritte“ merken – erhalten sie Rabattcodes für den Onlineshop. //© Charlotte Tilbury Beauty; Screenshot https://www.charlottetilbury.com/us/virtual-store#/

Zudem sind überall diverse Lockangebote und Videocontent versteckt. //© Charlotte Tilbury Beauty; Screenshot https://www.charlottetilbury.com/us/virtual-store#/

Durch die virtuelle Welt bewegen sich Kundinnen und Kunden per Avatar, dessen Äußeres sie selbst gestalten können. Innerhalb der virtuellen Umgebung finden auch Online-Events statt, teilweise mit prominenten Gästen. Auch Make-up- und Hautpflege-Tutorials können online besucht werden. //© Charlotte Tilbury Beauty; Screenshot https://www.charlottetilbury.com/us/virtual-store#/

Im virtuellen Showroom von Genelec, Hersteller von Audiotechnik aus Finnland, liegt der Fokus ganz klar auf der Produktinformation.

Der Showroom ist in drei Bereiche aufgeteilt: einer für die AV-Installation zuhause, einer für die Ausstattung größerer Objekte wie Büros, ein dritter für professionelles Equipment für Tonstudios.// © Genelec; Screenshot https://showroom.genelec.com/

In dem übersichtlichen und schön gestalteten Showroom für die heimische Fernseh- und Lautsprecheranlage werden ausgewählte Produkte gezeigt. Die Darstellung der leicht erfassbaren Produkteigenschaften und die Möglichkeit, sich auf Datenblättern und Produktseiten ausführlicher zu informieren, erlaubt jedem User eine gelungene Customer Journey.// © Genelec; Screenshot https://showroom.genelec.com/

Anschaulich dargestellt ist auch die Zusammensetzung der Produkte aus den einzelnen Komponenten wie bei diesem Tischlautsprecher. An einigen Stellen stehen zusätzliche Ressourcen bereit, um tiefer in das Fachwissen um die Technik einzusteigen.// © Genelec; Screenshot https://showroom.genelec.com/

Zusätzlich können Konsumentinnen und Konsumenten bei einer AV-Anlage aus Bildschirm und Lautsprechern ihre persönliche Farbzusammenstellung auswählen. //© Genelec; Screenshot https://showroom.genelec.com/

Business Development Director Ken Kimura von Genelec beschreibt die Entwicklung zu dieser virtuellen Präsenz so: „Eine der stärksten Auswirkungen der Pandemie war, dass wir uns Gedanken darüber gemacht haben, wie wir über digitale Marketingkanäle effektiver kommunizieren können. Wir haben diese Zeit der erzwungenen Beeinträchtigung genutzt, um zu untersuchen, wie wir mit unseren Kunden in der virtuellen Welt in Kontakt treten können, und der virtuelle Showroom war ein natürliches Ergebnis dieses Planungsprozesses – als Ergänzung zu unserer gut etablierten Website und unseren Social-Media-Kanälen.“

Showrooming at its best: Markenerlebnis, Produktdetails, Beratung

Wie eine beeindruckende Markenpräsentation gelingen kann, zeigt die französische Textilmarke Lacoste. Durch den virtuellen Shop bewegt sich der User sprungweise mit dem berühmten Krokodil des Lacoste-Logos.

Die virtuelle Umgebung ist aufgeteilt in drei Bereiche: eine Galerie, in der ausgewählte Produkte und Video-Content ausgestellt werden; einen größeren Shop, genannt „the space“; und den „UNDW3 room“, das NFT-Projekt von Lacoste, den man nur nach Registrierung als NFT-Besitzer betreten kann.// © Lacoste; Screenshot https://www.lacoste.com/gb/virtual-store.html

Der Onlineshop besticht durch einen modernen Look und ein gelungenes Branding.// © Lacoste; Screenshot https://www.lacoste.com/gb/virtual-store.html

Was den Lacoste-Store von einigen anderen abhebt, ist neben der coolen Markenpräsentation auch die virtuelle Architektur: Lacoste nutzt auch die Höhe des virtuellen Raumes. Als User kann man sich an den Wänden hoch bis unter die Decke bewegen und einen 360-Grad-Blick einnehmen, denn überall befinden sich Produktplatzierungen. Ungeübten Nutzerinnen und Nutzern kann da durchaus ein wenig schwindlig werden.// © Lacoste; Screenshot https://www.lacoste.com/gb/virtual-store.html

© FIAT

Eine Branche, in der Online-Showrooms einen regelrechten Boom erlebt haben, ist die Autobranche. Nicht nur die Luxusmarken, auch fast alle anderen Automobilkonzerne haben virtuelle Welten geschaffen, in denen Kundinnen und Kunden die Wagen online erkunden können.

FIAT legt mit seinem Metaverse Store den Schwerpunkt auf die persönliche Beratung. Den interaktiven Showroom können Interessierte nur mit Termin betreten. Dann erhalten sie aber eine persönliche Beratung durch Mitarbeitende von der ersten Frage bis zum Kaufabschluss.

Den Kundinnen und Kunden können aus nächster Nähe Produktdetails und Features gezeigt werden. Außerdem erlaubt die Anpassung von Details wie Karosserie, Farbe und Innenausstattung eine individuelle Vorschau in Echtzeit. Darüber hinaus bietet FIAT die Nachbildung des Fahrerlebnisses an ausgewählten Modellen.

Auch Hyundai bietet seinen Kundinnen und Kunden einen Online-Showroom, um die Automodelle zu entdecken.

Hier bewegen sich User selbstständig durch den Showroom und sollen trotzdem das Gefühl haben, im physischen Geschäft zu stehen: Mit entsprechenden Hintergrundgeräuschen und Soundeffekten – beispielsweise beim Öffnen der Autotüren – erkundet man den Ausstellungsraum. // © Hyundai Motor UK

Für die einzelnen Modelle gibt es ein integriertes Online-Formular, mit dem sich bei lokalen Autohändlern Testfahrten vereinbaren lassen. // © Hyundai Motor UK; Screenshot https://www.hyundaiexperience.com/environment/assurance_showroom

An jedem virtuellen Wagen gibt es Infopunkte zu gewissen Produktdetails.// © Hyundai Motor UK; Screenshot https://www.hyundaiexperience.com/environment/assurance_showroom

User können auch in den Wagen einsteigen und den Innenraum begutachten. Auch hier werden Informationen zu möglichen Produktfeatures angeboten.// © Hyundai Motor UK; Screenshot https://www.hyundaiexperience.com/environment/assurance_showroom

Dieser virtuelle Showroom sei ebenfalls aufgrund der Herausforderungen, die die Corona-Pandemie mit sich brachte, entstanden, erklärt Ashley Andrew, Managing Director bei Hyundai Motor UK: „Seitdem mussten wir uns alle an neue Lebens- und Arbeitsweisen anpassen. Dieser Markenraum ist schnell zu einem wichtigen Teil unserer Customer Journey geworden, und wir werden ihn auch in Zukunft weiterentwickeln.“ // © Hyundai Motor UK

Händler als Multiplikatoren für Produkterlebnisse und Customer Journeys

Virtuelle Showrooms von Brands sind nicht nur für die Unternehmen selbst, sondern auch für Händler eine gute Gelegenheit, um Kundinnen und Kunden zu beraten, zu begeistern und an sich zu binden.

Der Online-Showroom Virtual Kitchen von Sharp Home Electronics – hier auf der Webseite des Gerätehändlers Mrs. G Appliances eingebunden – ist beispielsweise als ein solches Multiplikationstool für Retailer gedacht.

„Wir sind auf Handelspartnerschaften angewiesen, um die Verbraucher mit Sharp-Geräten zu erreichen. Dennoch liegt es in unserer Verantwortung, das Einkaufserlebnis auf dem Weg dorthin bequemer und innovativer zu gestalten“, erklärt James Sanduski, Präsident der Sharp Home Electronics Company, den Gedanken hinter dem Showroom. „Online-Shopper verdienen ein verbessertes, digitales Erlebnis, das das physische Ladengeschäft ergänzt und gleichzeitig einen neuen und greifbaren Wert für Verbraucher und Einzelhändler schafft.“// © Sharp Home Electronics Company

Da es sich um ein Tool für eine fachliche Beratung handelt, dürfen ausführliche Produktinformationen und Details natürlich nicht fehlen. Zu jedem Küchengerät in der 3D-Küche können verschiedene Menüpunkte angesteuert werden, um mehr über Funktionen und Eigenschaften zu lernen. // © Sharp Home Electronics Company; Screenshot https://www.mrsgs.com/by-brand/shp/Sharp.html

Ein weiterer Händler, der den Sharp-Showroom einsetzt, ist Reno’s Appliance, ebenfalls im Bundesstaat New Jersey in den USA aktiv. Präsident und CEO John Cioletti freut sich über dieses neue Tool: „Wir sind stolz auf das Einkaufserlebnis, das wir unseren Kunden in unseren physischen Geschäften bieten, daher ist eine solch ansprechende digitale Option ein großer Fortschritt. Für regionale Unternehmen und Showrooms im ganzen Land eröffnet das virtuelle Erlebnis von Sharp das Potenzial für eine größere Reichweite und ein überzeugenderes Verkaufsumfeld.“ // © Sharp Home Electronics Company; Screenshot https://www.mrsgs.com/by-brand/shp/Sharp.html

Virtuelle Showrooms erlauben Nutzerinnen und Nutzern ein selbstbestimmtes Einkaufserlebnis vom Sofa aus, das viele Vorteile des stationären und des Onlinehandels verbindet. Marken und Händler, die diese Chance nutzen, ihre Produkte und ihre Brand interaktiv, aufregend und individuell erlebbar zu machen, können damit ihren klassischen und ihren Web-Auftritt hervorragend ergänzen. Die ganze Bandbreite der Möglichkeiten bleibt noch zu entdecken.