10. März 2020 | Interview, Retail Technology, Shopping Today, What´s new in Retail

In Nairobi, Kenia, haben sich die Kaufgewohnheiten der Verbraucher im Laufe der Zeit durch den Boom im E-Commerce verändert. Ein besonderes Unternehmen definiert die Art und Weise neu, wie Menschen ihre frischen Lebensmittel einkaufen: Green Spoon. Auf dieser Onlineplattform kann man frisches Fleisch, Milchprodukte, Obst, Gemüse, Käse und sogar Wein online bestellen. Juliet Kennedy, Gründerin und Marketing Director Green Spoon, erklärt uns im Interview ihre Erfolgsstory.

Mrs. Kennedy, wann haben Sie Green Spoon gegründet und warum?

Ich habe Green Spoon 2016 gegründet. Die Idee entstand, als ich schwanger war und mir die Sicherheit der Lebensmittel, die ich kaufte, immer wichtiger wurde. Wenn man ein Baby bekommt, merkt man, dass man noch einige Jahre am Leben und gesund bleiben muss, um es auf die Welt vorzubereiten! Ich sah, dass es den Bedarf und auch die Marktlücke für gesunde Lebensmittel gab, für mehr Transparenz rund um die Herkunft der Lebensmittel, für deren Sicherheit und auch für regionale Produzenten.

Wie ist das Wachstum von Green Spoon bisher verlaufen? War es langsam oder exponentiell?

Das Wachstum von Green Spoon kann man definitiv als exponentiell bezeichnen. Täglich kommen mehr Kunden an Bord und auch unsere Produktpalette wächst stetig.

Warum E-Commerce?

Ich persönlich liebe E-Commerce, da ich die entspannte Art des Onlinekaufs mag. Man kann sich Zeit nehmen, stöbern und sich über Hersteller informieren, ohne sich um Dinge wie Verkehr und Parken kümmern zu müssen. Und ich war neugierig, ob E-Commerce speziell im Lebensmittelmarkt funktioniert. Das Beste daran Produkte online anzubieten ist die Möglichkeit, sie im Detail beschreiben und darüber sprechen zu können, woher genau sie kommen. Wir lieben es, dass sich unsere Kunden vor dem Kauf über jedes Produkt detailliert informieren.

Wie sind Sie in einen bereits etablierten Markt eingedrungen? Mit Ubereats, Glovo, Yum oder ähnlichen Lieferfirmen?

Was den Markteintritt betrifft, so gab es  2016 Glova und Ubereats noch nicht. Also waren wir ein Vorreiter im Markt. Wir haben sowohl die Logistik, als auch die Lieferungen im eigenen Haus, da wir glauben, dass unser Service bis zur letzten Meile gehen sollte und wir so auch bis zum letzten Moment alles selbst unter Kontrolle haben.

Glauben Sie, dass die Kenianer bereit sind, Lebensmittel online zu kaufen und sie wissen wollen, woher ihr Essen herkommt?

Die Kenianer beschäftigen sich zunehmend mit  Ernährungsthemen, essen bewusster. Einerseits nimmt die Unterstützung lokaler Unternehmen zu, um unsere eigene Wirtschaft zu stärken, andererseits kümmern wir uns verstärkt darum, was uns in den Mund kommt. Leider gibt es einen Anstieg verschiedenster Krankheiten, z.B. Krebs, und viele Kenianer beginnen damit, nachzuforschen, welche Arten von Lebensmitteln z.B. potenziell gefährliche Zusatzstoffe und Konservierungsmittel enthalten könnten. Das ist der USP von Green Spoon: Unsere Lebensmittel sind sicher. Ich weiß, dass viele Kenianer immer noch sehr skeptisch sind was den Online-Einkauf betrifft. Diesen würde ich sagen: Probiert uns einmal aus, wir werden Euch überzeugen!

Wer ist Ihr Hauptkunde (Alter, Geschlecht, Klasse, Gewohnheiten, geografische Lage etc.)?

Unser „Avatar-Kunde“ ist eine berufstätige Mutter, typischerweise mit mehreren Kindern und lebt in Nairobi. Sie macht sich Sorgen um die Gesundheit, die Qualität von Produkten und den Planeten. Sie will Kaufentscheidungen treffen, die ein positives Votum für die eigene Zukunft und die der Erde abgeben. Diese Denkweise ist neu. Wir liefern in ganz Kenia, aber die meisten unserer Kunden sitzen derzeit in Nairobi.

Wie sind die Preise auf Green Spoon im Vergleich zu den Preisen im Supermarkt?

Wir sind mit Supermärkten konkurrenzfähig.

Anlieferung täglich frisch

Anlieferung täglich frisch, @ Green Spoon

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wie funktioniert Green Spoon?

Wir wollten von Beginn an, dass Green Spoon so einfach wie möglich funktioniert. Die Idee ist es, mit jedem Endgerät unsere Plattform nutzen zu können und durch die verschiedenen Rubriken blättern zu können. Der Kunde legt die gewünschten Produkte dann in seinen Warenkorb und bezahlt mit jeglicher Art von Kreditkarte,  Debitkarte oder M-pesa.

Wenn es um Ihren Kundenservice geht, wie schnell kann Ihre Lieferung sein?

Wir liefern die Bestellung am nächsten Tag aus. Einfach und effizient.

Holen Sie die Ware bei Ihrem Lieferanten ab und liefern dann aus oder liefert der Lieferant selbst aus? Verpacken Sie?

Wir halten einen gewissen Vorrat in unserem Lager, damit wir die Lieferung am nächsten Tag beschleunigen können. Unsere Artikel werden alle für uns verpackt, aber wir liefern an den Kunden. Außerdem sind wir meines Wissens die erste Firma, die einen elektrischen Lieferwagen hat, der mit Solarstrom fährt. So können wir sicherstellen, dass 50 Prozent unserer Lieferungen im Hinblick auf den ökologischen Fußabdruck “grün” sind.

Ein Lieferfahrzeug tankt Solarstrom, © Green Spoon

Welches Lebensmittel ist Ihr größter Verkaufsschlager?

Unser Fleisch.

Wie wählen Sie aus, woher Sie Ihre Lebensmittel beziehen? Suchen Sie sie aus oder melden sich die Produzenten bei Ihnen?

Es ist ein bisschen von beidem. Aber egal, ob wir einen Produzenten finden oder er uns, es gibt immer einen Auswahlprozess, der durchlaufen werden muss. So wird gewährleistet, dass die Produkte, die angeboten werden, sowohl sicher und qualitativ hochwertig sind als auch die Interessen unserer Kunden treffen. Zudem überprüfen wir  zusätzliche Aspekte, wie das Engagement für weniger Verpackung, die Umweltfreundlichkeit der Betriebe oder die Unterstützung der lokalen Gemeinschaft.

Wie sieht die Zukunft von Green Spoon aus?

Riesig! Wir haben gerade erst angefangen und unsere größte Mission ist es, die Art und Weise zu ändern, wie Menschen über ihren gesamten Einkauf denken. Wenn die Menschen beginnen sich bewusst mit Lebensmitteln auseinanderzusetzen, glaube ich, dass Sie eine Kettenreaktion auslösen können, die andere dazu bringt, bewusster zu leben und ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern. Angesichts der aktuellen Klimakrise müssen wir alle jetzt und schnell handeln, um unser Verhalten als Verbraucher zu ändern.

Wie sieht die Zukunft des Einzelhandels Ihrer Meinung nach in Kenia und Ostafrika insgesamt aus?

Sehr positiv. In den letzten Jahren sind neue Akteure auf den Markt gekommen und es ist spannend, neue Ideen im Handel zu sehen, vor allem im Lebensmitteleinzelhandel. Unser Angebot an Lebensmitteln in Kenia wächst jeden Monat und das Bewusstsein der Kunden in Sachen Ernährung und Nachhaltigkeit ebenfalls.

Das Interview führte Jean Wandimi, africon, Auslandsvertretung Messe Düsseldorf, Kenia

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