12. Oktober 2022 | Retail Technology, ReTell, Shopping Today

Wie AR das Kunden- und Shoppingerlebnis aufwerten kann

von Julia Pott (exklusiv für EuroShop.mag)

Die virtuelle Erweiterung der Realität durch Augmented-Reality-Anwendungen geht weit über Unterhaltung hinaus und gewinnt auch für den Handel zunehmend an Relevanz. Was Nutzerinnen und Nutzer von AR erwarten und wie Marken und Handelsunternehmen darauf reagieren, dazu geben wir eine kurze Übersicht.

Augmentality Shift“ heißt der Bericht, in dem Ipsos im Auftrag von Snap Inc. die Nutzung von Augmented Reality und die Wünsche und Einstellungen von Nutzerinnen und Nutzern aus 16 Ländern zu AR-Erlebnissen untersucht. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass zwischen dem Potenzial des Konsumenteninteresses und dem Angebot der Marken eine erhebliche Abweichung besteht.

Augmented Reality: weit mehr als eine reine Unterhaltungstechnologie

In Apps wie Snapchat, in denen Nutzerinnen und Nutzer Foto- und Videoaufnahmen von sich mit virtuellen Elementen und Effekten erweitern können, ist AR als spielerische Funktion vor allem bei einem jungen Publikum schon lange angekommen. Laut dem Snap-Bericht ist es dieser Unterhaltungswert, den 90 Prozent der befragten Unternehmen als hauptsächlichen Nutzungsgrund von AR sehen.

Augmented Reality user interest; Copyright: Snap Inc.

Laut des Berichts bieten Unternehmen noch nicht das vielfältige AR-Angebot, das sich Nutzerinnen und Nutzer wünschen. In sämtlichen abgefragten Bereichen – Lernen, Navigation, Produktinformation, Reisen, Unterhaltung, Anleitungen und Veranstaltungen – äußern die Befragten ein deutlich höheres Interesse an AR-Erfahrungen, als Unternehmen es momentan anbieten möchten. // © Snap Inc.

 

Laut der Ipsos-Befragung sehen Konsumentinnen und Konsumenten das aber anders: Nur für 57 Prozent von ihnen legen den Fokus auf das Entertainment. Sehr viele schätzen hingegen hauptsächlich den praktischen Nutzen – beispielsweise beim Einkaufen, bei der Produktrecherche oder der (Indoor-)Navigation – von AR. Auch die Möglichkeiten, die AR-Anwendungen fürs Lernen, zur Weiterbildung oder für die Kommunikation mit anderen eröffnet, sind ihnen wichtig.

Dabei birgt Augmented Reality nicht nur für Nutzerinnen und Nutzer große Potenziale, auch Unternehmen profitieren davon, wenn sie beeindruckende AR-Erfahrungen anbieten: Sie stärken ihren Markenauftritt, stechen aus der Masse digitaler Angebote hervor, können mit ihren Kundinnen und Kunden interagieren und diese noch besser kennenlernen und schließlich steigern sie häufig die Zufriedenheit mit dem Einkaufserlebnis.

AR kann die Customer Journey erweitern

Über alle Phasen der Customer Journey hinweg – die Produktentdeckung, die Bewertung und Entscheidung, den Kauf und die Kundenbindung nach dem Kauf – kann Augmented Reality Mehrwerte bieten. AR ermöglicht Verbraucherinnen und Verbrauchern sich genauer und anschaulicher über Produkte zu informieren. So fühlen sie sich wohler mit ihren Kaufentscheidungen und bewerten die Kundenerfahrung positiver.

Über die vielen Möglichkeiten der virtuellen Anprobe mithilfe von AR haben wir bereits berichtet: für Kleidung, Schmuck und Brillen sowie Kosmetik.

Nicht nur Designs, auch Produktdetails, der Aufbau und die Wirkungsweise können mithilfe von Augmented-Reality-Anwendungen veranschaulicht und virtuell erlebbar gemacht werden.

Screenshot aus dem Werbefilm von Curious Company; Copyright: Curious Company

Die Hamburger Agentur Curious Company kreierte für The North Face und deren neuen Trekkingschuh VECTIV ein immersives AR-Produkterlebnis. Beispielsweise können die Bestandteile des animierten Sportschuhs virtuell so dargestellt werden, dass die Konstruktion, die verwendeten Materialen und das Design des Schuhs veranschaulicht werden. // Screenshot aus dem Werbefilm von Curious Company: https://www.zappar.com/blog/how-curious-company-used-webar-to-launch-the-north-face-vectiv-in-17-countries/ © Curious Company GmbH

 

Bekannte Beispiele sind auch die virtuelle Platzierung eines Produkts im Zuhause der Konsumentin oder des Konsumenten. Einige Möbelhandelsunternehmen nutzen die Technologie inzwischen, um Anwenderinnen und Anwendern einen besseren Eindruck zu verschaffen, ob der gewünschte Artikel in die heimische Umgebung passt.

Screenshot Zephyr range hood dunstabszugshaube kitchen küche AR augmented reality; Copryright: Zephyr

Zephyr bietet verschiedene AR-Funktionen, um ihre Produkte virtuell in die heimische Küche zu versetzen. In der App des Anbieters für Dunstabzugshauben und Kühlvorrichtungen können Nutzerinnen und Nutzer Artikel auswählen, sie platzieren, Maße und Designs anpassen und sogar die Funktion und Stärke der Beleuchtung nachstellen. // Screenshot aus dem Werbefilm von Zephyr: https://www.prnewswire.com/news-releases/zephyr-kitchen-experience-app–design-inspiration-for-the-kitchen-and-beyond-301639683.html © Zephyr

 

Virtuelle Erweiterung des Regals, der Ladenfläche oder des Schaufensters mit AR

Speisen Anbietende ihr Produktangebot und ihre Artikelvarianten in das System ein, kann ein physisches Regal im Laden beliebig erweitert werden. Beispielsweise reichen einzelne Anschauungsexemplare zum Anfassen in einem kleinen Showroom, wenn durch Augmented Reality die ganze Angebotspalette virtuell gezeigt und durchstöbert werden kann.

Showz interaktives schaufenster show window; Copyright: Pia-Henkel-22

© Pia-Henkel-22

Der Schuhhändler Deichmann nutzte dieses Prinzip für die Erweiterung seines Printprospekts, bei dem Kundinnen und Kunden über den Scan eines QR-Codes zu zusätzlichen Informationen und weiteren Artikeln im Onlineshop gelangen können.

Und auch die Wirkung nach außen auf die Einkaufsstraße ist nicht zu unterschätzen, wenn ein Schaufenster zum interaktiven AR-Erlebnis wird. Im Rahmen der Berliner Fashion Week präsentierte die Agentur Showz ein immersives Markenerlebnis für Schaufenster. Passantinnen und Passanten scannen einen QR-Code und können dann mit dem Schaufenster beziehungsweise den hinterlegten Inhalten interagieren. Eine Mode-Kollektion wurde über die Mobile Devices der Anwendenden in das Schaufenster projiziert. In der Pressemitteilung wurde der Vorteil dieser Präsentationsform auf den Punkt gebracht: „Alle Retailer – egal wie viel Schaufensterfläche vorhanden ist – können zukünftig jedes Designerstück einer Kollektion ohne Raumbedarf erlebbar machen.“

Und für die letzte Phase der Customer Journey – die positive Bewertung des Einkaufserlebnisses und den Multiplikationseffekt gegenüber anderen Konsumentinnen und Konsumenten – kommen wir wieder an den Anfang dieses Beitrags: zum Unterhaltungswert. Augmented-Reality-Aufnahmen sind „shareable“. Nutzerinnen und Nutzer können Bilder und Videos teilen, ihre Erlebnisse mit dem Produkt und der Marke unterhaltsam weitergeben und sich untereinander austauschen: das beste Marketing, das es gibt.

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