Wie ein Selbstbedienungs-Freezer zu mehr Umsatz und weniger Lebensmittelverschwendung führen kann
von Jennifer Meyer (exklusiv für EuroCIS.mag)
Im April hat das Automaten-Unternehmen Selfly Store sein neuestes Produkt vorgestellt: den Selfly Freezer. Wir haben mit CMO Malin Östman über erste Erfahrungsberichte mit dem intelligenten Gefrierschrank und das Potenzial von personalfreiem Einkauf gesprochen.
Malin Östman, Chief Marketing Officer bei Selfly Store.
© Selfly Store
Frau Östman, wie funktioniert der Einkauf bei dem Selfly Freezer?
Das Einkaufserlebnis bei Selfly Freezer ist nahtlos und angenehm. Kundinnen und Kunden entriegeln die Tür, indem sie eine Kreditkarte oder eine Mobile Wallet (Apple Pay, Google Pay) auf das Zahlungsterminal tippen, wählen ihre Artikel aus und schließen die Tür. Sobald die Tür geschlossen wird, können Kundinnen und Kunden ihren Einkauf weiter fortsetzen. Die Vitrine liest die entnommenen Artikel, belastet automatisch die Karte oder die digitale Brieftasche und zeigt eine Zusammenfassung des Einkaufs auf dem Bildschirm an.
Welche Vorteile hat der Selfly Freezer im Vergleich zu herkömmlichen Gefriertruhen und Verkaufsautomaten?
Im Vergleich zu herkömmlichen Tiefkühltruhen ist der Selfly Freezer eine intelligente, datengesteuerte Lösung, die dem Einzelhändler exakte Echtzeit-Analysen auf Artikelebene bietet. So kann der Einzelhändler fundierte datenbasierte Entscheidungen über sein Geschäft treffen.
Da es keine Beschränkungen gibt, wie die Produkte in die Spender eingepasst werden müssen und wie sie herunterfallen, kann der Einzelhändler die Tiefkühltruhe mit jedem Produkt bestücken, unabhängig von Material oder Form.
Für Verbraucherinnen und Verbraucher bedeutet dies einen schnellen und einfachen Einkauf zum Mitnehmen, der die Wartezeiten verkürzt. Ein Einkauf dauert nur 10 Sekunden. Im Gegensatz zu Verkaufsautomaten kann beim Selfly Freezer jedes Produkt vor dem Kauf angefasst und gefühlt werden, was das Einkaufserlebnis verbessert.
Malin Östman sieht bei Selbstbedienungs-Shopping Vorteile wie Nachteile. Self-Service bietet Bequemlichkeit, längere Servicezeiten und ein persönlicheres Einkaufserlebnis. Allerdings können persönliche Interaktion, Beratung oder Hilfsangebote wegfallen, die einige Kundinnen und Kunden schätzen.
© Selfly Store
Was genau meinen Sie damit, wenn Sie von „intelligenten“ Gefriergeräten sprechen?
Der Selfly Freezer ist „intelligent“, weil er IoT-fähig ist, RFID-Technologie für eine hundertprozentige Erkennungsgenauigkeit nutzt und mit der Cloud verbunden ist, um datengesteuerte Erkenntnisse zu gewinnen. Dies hilft Einzelhändlern, ihre Verkäufe und Abläufe auf eine völlig neue Weise zu optimieren. Zu den einzigartigen Funktionen gehören Bestandsverfolgung in Echtzeit, Verkaufsoptimierung, Verfolgung des Verfallsdatums zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen und vieles mehr. Darüber hinaus umfasst die Cloud-Lösung mehrere Rabatt- und Werbefunktionen, die zur Steigerung des Umsatzes aus der Ferne genutzt werden können. Und auf dem oberen Bildschirm kann Werbung eingeblendet werden. Zusätzlich zu den bestehenden Funktionen wird die Software immer wieder aktualisiert werden, so stehen Händlern neue Features zur Verfügung.
Wie einfach ist es für Einzelhändler, den Selfly Freezer in ihren Laden zu integrieren?
Integration und Betrieb des Selfly Freezers sind relativ einfach. Er wird am Standort des Händlers eingerichtet und es werden Schulungen angeboten, um sicherzustellen, dass die Best Practices eingehalten werden. Der Produktnachschub erfolgt über eine mobile App, und Echtzeit-Bestands- und Einkaufsdaten sowie andere Analysen werden über die Selfly Cloud bereitgestellt. Die Integration in andere Systeme oder ERPs kann über die Selfly Cloud API erfolgen.
Gibt es zusätzliche Kosten für die Händler?
Zusätzlich zum intelligenten Verkaufsautomaten wird eine Kodierstation benötigt, um die Produktinformationen auf den RFID-Etiketten zu kodieren, die an den Produkten angebracht werden. Händler sollten die Kosten für die RFID-Etiketten für den laufenden Betrieb berücksichtigen. Bei Selfly Cloud handelt es sich um eine SaaS-Lösung, für die monatlich geringe Kosten anfallen. Darin enthalten sind die Kundenerfolgsberatung, kontinuierliche Software-Updates, Datenspeicherung und häufig hinzugefügte neue Funktionen. Die Lösung ist aber auch als Mietlösung erhältlich.
Gibt es bereits ein Anwendungsbeispiel?
Blockstore, ein Pionier im Bereich des automatisierten Einzelhandels, hat kürzlich ein erfolgreiches Pilotprojekt mit dem Selfly Freezer in seinem Concept Store in Helsinki abgeschlossen. Im Rahmen dieses Projekts wurde die Selfly-Tiefkühltruhe von rund 800 wiederkehrenden Kundinnen und Kunden monatlich genutzt. Während des Testzeitraums wurden Hunderte von Einkäufen aus der Tiefkühltruhe getätigt, was zu beeindruckenden Zufriedenheitsraten und großem Lob seitens der Kundschaft führte. Insbesondere die Tiefkühlpizza und das Speiseeis wurden sehnsüchtig erwartet.
Juha Maijala, CEO von Blockstore, hebt die nahtlose Plug-and-Play-Integration der Tiefkühltruhe in das bestehende System hervor. Der Erfolg des Pilotprojekts unterstützt Blockstores Vision eines vollständig automatisierten Lebensmittelladens, wobei der ergänzt und ein komplettes Sortiment von Trocken- und Non-Food-Artikeln bis hin zu gekühlten und tiefgekühlten Produkten bietet. Angesichts des erfolgreichen Versuchs wird Blockstore nun das komplette Konzept bei seinen Einzelhandelskunden testen.
© Selfly Store
Wie sehen Sie die Entwicklung von Verkaufsautomaten und personalfreien automatisierten Stores?
Wir sind der Meinung, dass die Entwicklung von Automaten und personalfreien Geschäften rasch voranschreiten wird, da die Verbraucherinnen und Verbraucher nach Bequemlichkeit streben und die Unternehmen versuchen, ihre Abläufe zu optimieren. Diese Lösungen ermöglichen längere Servicezeiten, reduzieren die Wartezeiten und können eine Vielzahl von Kundenbedürfnissen erfüllen.
Ich persönlich glaube, dass es einen Bedarf an strategisch platzierten Servicepunkten gibt, wo auch immer sich Menschen aufhalten – sei es auf dem Heimweg von der Arbeit, beim Fußballtraining ihrer Kinder oder in der Notaufnahme. Die Stores müssen nicht groß sein, aber sie müssen einfach die Artikel bereithalten, die die Menschen in diesem Moment brauchen. Durch die Nutzung von Daten und künstlicher Intelligenz würden die Servicestellen mit genau diesen Artikeln bestückt.
Sie sagen, der Selfly Freezer kann auch Lebensmittelverschwendung minimieren? Wie geht das?
Der Selfly Freezer bietet eine einzigartige Funktion zur Verfolgung des Verfallsdatums, um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden. Das Verfallsdatum wird durch die RFID-Etiketten aktiviert, die an jedem Lebensmittel angebracht sind. Bei der Codierung der Tags wird auch das Verfallsdatum codiert. Wenn sich das Verfallsdatum nähert, kann automatisch ein Rabatt auf den ablaufenden Artikel ausgelöst und dieser auf dem oberen Bildschirm des Automaten angezeigt werden.
Wie wichtig ist das Angebot an Convenience Food im Einzelhandel?
Convenience-Food- und Snack-Angebote werden für Kundinnen und Kunden immer wichtiger, da sie einen hektischen Lebensstil haben und immer mehr Optionen für unterwegs suchen. Wir sehen, dass über 50 Prozent des Umsatzes von Selfly Store mit Mahlzeiten wie Sandwiches, Salaten und Wraps erzielt werden. Herkömmliche Verkaufsautomaten decken diesen Bedarf nicht ab, und gleichzeitig sind Lebensmittelgeschäfte und Restaurants nicht immer günstig gelegen oder haben lange Warteschlangen.
