27. Juni 2023 | Expo & Event Marketing, ReTell

Die Messewelt ist voller Lösungen für einen ressourcenschonenden Expo-Auftritt

von Jennifer Meyer (exklusiv für EuroShop.mag)

Die Vorboten des Klimawandels machen es deutlich: Auch der Messebau muss ressourcenschonender und umweltfreundlicher werden. In diesem Kontext gewinnt die Kreislaufwirtschaft immer mehr an Bedeutung. Ein Konzept, das nicht nur einen effizienteren Umgang mit Ressourcen, sondern auch eine Reduzierung des Abfallaufkommens verspricht. Inspirierende Projekte zeigen, wie dies bereits heute umgesetzt wird.

„Wir haben eine große gemeinsame Herausforderung: Wir müssen in den kommenden Jahren die Erderwärmung auf 1,5 Grad begrenzen. Und damit das überhaupt noch gelingen kann, müssen wir Emissionen vermeiden und Ressourcenverbräuche verringern. Dafür brauchen wir Entschlossenheit, wir brauchen Innovationen und wir brauchen Vernetzung“, fordert Andrea Eppert – Head of Corporate Social Responsibility der Messe Düsseldorf. Messen können dabei einen wichtigen Beitrag leisten, da sie ein Ort sind, wo Ideen ausgetauscht werden, wo Netzwerke entstehen und wo neue Technologien und Innovationen vorgestellt werden.

Gleichzeitig erzeugen sie selbst Emissionen und verbrauchen viele Ressourcen. Deshalb hat es sich die Messe Düsseldorf als Ziel gesetzt, Veranstaltungen so nachhaltig wie möglich durchzuführen und die Verbräuche so möglichst gering zu halten. „Dafür setzen wir selbst seit vielen Jahren verschiedene Maßnahmen um. Wir betreiben zum Beispiel unser Gelände mit Ökostrom“, so Andrea Eppert. „Aber unser Einfluss alleine ist begrenzt.“

Wenn es um nachhaltige Messeauftritte geht, zählt jeder Schritt. Deshalb arbeitet die Messe Düsseldorf daran, den Ressourcenverbrauch zu reduzieren und nachhaltigere Messeauftritte zu fördern.

Der herkömmliche Messebau basiert auf einer linearen Wirtschaftsweise: Materialien werden für den einmaligen Gebrauch produziert, auf der Messe eingesetzt und anschließend entsorgt. Dieser Ansatz ist nicht nur kostspielig, sondern auch ressourcenintensiv und belastet die Umwelt. Um diese Problematik anzugehen, setzen immer mehr Unternehmen auf die Ideen der Kreislaufwirtschaft: Statt die Ressourcen nach einmaligem Gebrauch wegzuwerfen, werden sie in den Kreislauf zurückgeführt und wiederverwendet.

Recycling: Wiederverwertung von Materialien

Ein zentrales Prinzip der Kreislaufwirtschaft ist die Minimierung von Abfall. Im Messebau bedeutet dies, dass Materialien so konzipiert und ausgewählt werden, dass sie nach der Veranstaltung leicht wiederverwertet oder recycelt werden können.

Der Röhm Stand auf der EuroShop 2023; Copyright: © Röhm GmbH

© Röhm GmbH

Auf der EuroShop 2023 präsentierte zum Beispiel Röhm Lösungen für nachhaltigen Laden- und Messebau. So ist das PLEXIGLAS® Acrylglas von Röhm zu 100 Prozent wiederverwertbar im Sinne der Kreislaufwirtschaft. Durch Regranulierung entstehen PLEXIGLAS® proTerra Massivplatten, Stegplatten und Wellplatten mit bis zu 90 Prozent Rezyklat-Anteil. Qualitativ sind diese so hochwertig wie Neuware. Damit steht für Ladeneinrichtungen oder neue Messestände ein ressourcenschonender, hochwertiger und langlebiger Kunststoff zur Verfügung. Holz und andere natürlich anmutende Materialien liegen zwar zurzeit im Trend bei Gestaltungskonzepten für Läden und Messestände. Doch gerade für die Warenpräsentation im Beauty-Segment und anderen hochwertigen Markenprodukten sind nach wie vor glänzende und transparente Oberflächen gefragt, daher haben nachhaltige Kunststoffvarianten einen großen Wert.

Modulare Systeme für den Messe- und Standbau

Ein Pavillon von Adapteo auf der Bundesgartenschau 2023; Copyright: Adapteo

Ein Pavillon von Adapteo auf der Bundesgartenschau 2023 in Mannheim.
© Adapteo

Ein anderer Ansatz, um Messen nachhaltiger zu gestalten: der Einsatz von modularen Systemen, bei denen einzelne Elemente flexibel wiederverwendet werden können. Der Fokus liegt darauf, Räume zu schaffen, die mehrfach genutzt werden können und sich flexibel an unterschiedliche Anforderungen und Ausstellungsorte anpassen lassen. Ein Unternehmen, das genau das tut, ist Adapteo aus Neu-Isenburg. Der Modulbauanbieter schafft mit flexiblen Messecontainern wegweisende Lösungen für den Messebau. „Unsere Messepavillons sind nach einem Baukastenprinzip konzipiert. Sie bilden die Basis für wirtschaftliche Lösungen und sind schnell auf- und abgebaut. Die komfortablen Messeanlagen mit bis zu drei Stockwerken bieten viel Raum für einen individuellen Auftritt“, so Frederik Illing, Geschäftsführer der Adapteo GmbH. Panoramafenster, Küchen, Lager, Bereiche zum Netzwerken und Ausstellen, Klimatisierung, Akustikdecken, Dachterrassen – die Messecontainer können viele Wünsche erfüllen und zu einem echten Blickfang werden.

Doch das Team von Adapteo hat sich mehr verschrieben als ansprechender Optik: Der Modulbauanbieter will klimagerechte Gebäude herstellen. Wenn möglich, wählt Adapteo deshalb schon heute erneuerbare oder recycelbare Materialien und reduziert den Einsatz von unverarbeiteten, begrenzten und fossilen Materialien. Das Ziel des Unternehmens bis 2030: nur Materialien verwenden, die zu 100 Prozent nachhaltig sind. Außerdem will Adapteo bis dahin klimaneutral produzieren und fossilfrei transportieren.

Mietmöbel aus Plastikmüll

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die zunehmende Bedeutung von Leihmöbeln. Statt jeden Messestand mit neuen Möbeln auszustatten, setzen Unternehmen vermehrt auf das Prinzip des Teilens und Leihens. Dies ermöglicht eine effiziente Nutzung von Ressourcen. Ein Unternehmen, das sich auf Mietmöbel für Events spezialisiert hat, ist JMT. Im Sortiment findet sich aktuell auch ein Stuhl einer ganz besonderen Möbelkollektion: Plastic Whale Circular Furniture. Diese Kollektion hat das erste professionelle Plastikfischereiunternehmen Plastic Whale in Kooperation mit dem Möbelhersteller Vepa hergestellt. Meetingtisch, Stuhl, Lampen und Akustik-Wandpaneele werden aus Plastik gefertigt, das zuvor als Müll in den Grachten Amsterdams schwamm. Damit werden hier gleich zwei Prinzipien der Kreislaufwirtschaft kombiniert: die Mehrfachverwendung und das Wiederverwerten von vermeintlich wertlosem Abfall.

Ein kurzer Blick in die Welt des Messebaus zeigt: Es gibt bereits viele Lösungen, um Messen ressourcenschonender umzusetzen. Sie müssen in Zukunft nur von mehr Ausstellern genutzt werden. „Jeder Schritt zählt. Es muss nicht von Anfang an die 100-Prozent-Lösung sein“, sagt Andrea Eppert. „Auch wir selbst sind noch weit weg von perfekt. Aber wir möchten uns gemeinsam auf den Weg machen.“

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