27. Mai 2021 | Retail Marketing, What´s new in Retail

E-Commerce trägt zur Stabilisierung der deutschen Wirtschaft bei

von Elisa Wendorf (exklusiv für EuroShop.mag)

Die Corona-Pandemie und damit einhergehende Krisensituationen in vielen Ländern zeichnet sich auch in diesem Jahr im Auslandsgeschäft der deutschen Wirtschaft ab – doch auch die Folgen des Brexits machen deutschen Unternehmen zu schaffen. Das zeigen die Ergebnisse einer aktuellen DIHK-Unternehmensumfrage. Befragt wurden rund 2400 international aktive deutsche Betriebe.

Insgesamt erwarten nur rund zwei von fünf (17%) der deutschen Unternehmen in diesem Jahr bessere Auslandsgeschäfte. Vor allem die Infektionsschutzmaßnahmen im Zuge der Corona-Pandemie schränken die Lieferketten ein.

Mehr als drei Viertel der deutschen Unternehmen sind von Reiseeinschränkungen betroffen. Der Ausfall von Messen und Veranstaltungen betrifft rund siebzig Prozent der Unternehmen. Auch verzeichnet fast die Hälfte eine geringere Nachfrage nach ihren Produkten oder Dienstleistungen, rund ein Drittel hat mit Stornierungen von Aufträgen zu kämpfen. Die Folgen davon sind die Erhöhung von Lagerhaltungen sowie die Verschiebung von Investitionen. Probleme in den Lieferketten treten bei 40 Prozent der Unternehmen auf, vor allem in der Eurozone und im Handel mit China und dem Vereinigten Königreich. In letzterem Gebiet sind die Handelsperspektiven besonders schlecht, bedingt durch den Austritt Großbritanniens aus dem EU-Binnenmarkt. Auch in Schwellen- und Entwicklungsländern sieht die Perspektive nicht gut aus.

Infografik zu Auswirkungen die Unternehmen besonders belasten

© Going International 2021

Um Produktionsausfälle sowie Einschränkungen im Lieferverkehr auszugleichen, planen zwei Drittel der hiervon betroffenen Unternehmen Änderungen ihrer Lieferketten.

Infografik zur Diversifizierung der Lieferketten

© Going International 2021

Hemmnisse im internationalen Handel sind jedoch kein allein corona-bedingtes Phänomen. Lag der Anteil an Unternehmen, die vermehrt Hemmnisse bei internationalen Geschäften wahrgenommen haben, im Jahr 2017 noch bei 32 Prozent, so ist er 2019 auf 47 Prozent angestiegen. Im Folgejahr merkte genau die Hälfte aller Unternehmen an, Hindernisse zu verspüren, in diesem Jahr sank der Wert erneut auf 47 Prozent. Neben den aus der Corona-Pandemie hervorgehenden Einschränkungen gibt es demnach eine große Anzahl an weiteren handelspolitischen Hindernissen in internationalen Geschäftsbeziehungen.

Etwas mehr als die Hälfte der deutschen Unternehmen sehen sich dabei mit verstärkten Sicherheitsanforderungen konfrontiert. Auch lokale Zertifizierungsanforderungen schränken fast jedes zweite Unternehmen in seinem internationalen Handel ein. Zusätzliche Prüfungsanforderungen nehmen dabei viel Zeit und Geld in Anspruch.

Der Brexit und seine Auswirkungen auf den deutschen Handel

In einer Sonderauswertung der IHK-Umfrage wurden rund 1500 deutsche Unternehmen, die mit Großbritannien geschäftlich in Verbindung stehen, zu den Auswirkungen des Brexits auf ihr Auslandsgeschäft befragt.

Seit dem 01.01.2021 gilt das Handels- und Kooperationsabkommen zwischen dem Vereinigten Königreich und der Europäischen Union. Zu den größten Veränderungen im Auslandsgeschäft mit dem Vereinigten Königreich zählen für deutsche Unternehmen neue Zollanmeldungen und -Kontrollen im grenzüberschreitenden Warenverkehr. Nach Schätzungen des DIHK müssten deutsche Unternehmen von nun an pro Jahr mit circa zehn Millionen Zollanmeldungen rechnen.

Die Zollbürokratie wird von drei Viertel der Unternehmen als größtes Geschäftsrisiko angesehen – darunter fallen zum Beispiel logistische Probleme und Überlastung des Zollpersonals sowie von Dienstleistern.

Befragung aus den Jahren 2020/2021

Infografik Brexit Auswirkungen auf die Unternehmen im Geschaeft mit UK

© Sonderauswertung der IHK-Umfrage Going International 2021

War das Vereinigte Königreich im Jahr 2017 noch Deutschlands fünftwichtigster Handelspartner, so liegt es vier Jahre später nur noch auf Platz sieben. Dabei umfasst das deutsch-britische Handelsvolumen rund 102 Milliarden Euro.

Der Export auf die britische Insel ist bereits seit dem Referendum 2016 stark eingebrochen, in Deutschland hängen rund 750.000 Arbeitsplätze von diesem Export ab.

Neben den USA ist Großbritannien der zweitgrößte Investitionsstandort deutscher Unternehmen auf der Welt – über 160 Milliarden Euro haben deutsche Händler im Vereinigten Königreich investiert. Circa 400.000 Mitarbeiter werden in etwa 2500 deutschen Niederlassungen auf der britischen Insel beschäftigt.

Die Einschätzung der Geschäftsbeziehungen ist dementsprechend wenig zuversichtlich, drei von fünf deutschen Unternehmen bewerten den Handel mit dem Vereinigten Königreich als schlecht. Mehr als die Hälfte der deutschen Händler befürchtet ein Fortlaufen des Negativtrends.

Trotz Hürden: E-Commerce-Wachstum im deutschen Raum

Doch trotz aller Schwierigkeiten kommt das Geschäft keinesfalls zum Erliegen. So hat die Corona-Pandemie dem Onlinehandel einen deutlichen Schub verliehen. Nach einer Studie des E-Commerce-Verbands bevh trägt der Onlinehandel maßgeblich zu Steigerung der Innovation und Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft bei. Vor allem im B2B-Handel gewinnt E-Commerce immer mehr an Relevanz: Die erzielten Umsätze erreichen beinahe die vierfache Höhe der Umsätze durch den Verkauf an Endkunden. Vom internationalen E-Commerce profitieren auch deutsche Unternehmen: Durch Online-Einkäufe innerhalb und zwischen EU-Ländern steigt das Bruttoinlandsprodukt.

Informationen darüber, was Unternehmen beim Handel mit dem Vereinigten Königreich beachten müssen, gibt es hier von der DIHK.

Zusätzlich bietet die Regierung des Vereinigten Königreichs Guides für den Im- und Export zwischen britischer Insel und europäischem Festland an.

In Ländern, die die Pandemie in den Griff bekommen, finden wieder Business-Veranstaltungen wie Messen statt. Um das geschwächte Auslandsgeschäft zu stärken, bieten sich Messeauftritte im Ausland an. Kleine und mittelständische Unternehmen unterstützt der Bund dabei mit Förderprogrammen für die Teilnahme an Auslandsmessen. Diese können beispielsweise für einen Messeauftritt auf der C-star 2021 in Shanghai – der International Trade Fair for Solutions and Trends all about Retail – in Anspruch genommen werden.

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