Diebstahl in Milliardenhöhe
6. Juli 2022 | News, Retail Marketing, Retail News, ReTell

EHI veröffentlicht Studie zu Inventurdifferenzen im deutschen Handel

Sicherheitsmaßnahmen und Ladendiebstahl beschäftigen den Einzelhandel so lange, wie es ihn gibt. Trotz Warensicherung und Personalschulungen wird im Handel nach wie vor alles gestohlen, was nicht niet- und nagelfest ist. Obwohl die Inventurdifferenzen im deutschen Einzelhandel im vergangenen Jahr leicht zurückgegangen sind, bewegen sie sich mit 4,1 Mrd. Euro* weiterhin auf hohem Niveau. Der Diebstahl im Handel ist ebenfalls leicht rückläufig, aber nicht in dem Ausmaß wie es die polizeiliche Kriminalstatistik suggeriert, so die Ergebnisse der aktuellen EHI-Studie „Inventurdifferenzen im deutschen Handel 2022“.

Grafik zu der Entwicklung der Anteile in Inventurdifferenzen 2021; Copyright: EHI Retail Institute e. V.

© EHI Retail Institute e. V.

Diebstahl nur leicht rückläufig

Der Rückgang der Inventurdifferenzen fällt mit 4,2 Mrd. Euro in 2020 auf 4,1 Mrd. Euro im vergangenen Jahr moderat aus. Die Inventurdifferenzen setzen sich nach Expertenschätzungen zusammen aus Diebstahl durch die Kundschaft (2,1 Mrd. Euro), Diebstahl durch Mitarbeitende (810 Mio. Euro), Diebstahl durch Servicekräfte und Liefernde (320 Mio. Euro) sowie organisatorische Mängel (870 Mio. Euro).

Laut polizeilicher Kriminalstatistiken wurden 2021 15,6 Prozent weniger Ladendiebstähle angezeigt. Dieser Wert spiegelt jedoch nicht die Entwicklung der Inventurdifferenzen wider. Die EHI-Studienergebnisse zeigen einen deutlich geringeren Rückgang. Zwar wurden im letzten Jahr noch 256.694 (2020: 304.005 Fälle) Ladendiebstähle angezeigt, aber rechnerisch blieben 19,8 Mio. Ladendiebstähle mit einem durchschnittlichen Warenwert von rund 106 Euro unentdeckt. „Das bedeutet, dass die polizeilich erfassten Ladendiebstähle nur die Spitze des Eisbergs darstellen und die Mehrheit aller Delikte nicht bei der Tatausführung erkannt und dementsprechend nicht angezeigt wird. Der drastische Rückgang der Ladendiebstahlsanzeigen ist nur mit den reduzierten Ausgaben für Detekteien zu erklären, denn sie bringen normalerweise die meisten Fälle zur Anzeige“, erklärt Frank Horst, EHI-Experte Inventurdifferenzen und Autor der Studie.

Sicherheit kostet

Grafik zu Inventurdifferenzen nach Branchen; Copyright: EHI Retail Institute e. V.

© EHI Retail Institute e. V.

Um seine Waren vor Diebstahl zu schützen, hält der Handel seine Präventionsausgaben etwa 0,30 Prozent ihres Umsatzes auch in 2022 konstant. Demnach steckte der Handel 1,3 Milliarden Euro in Sicherheits– und Präventionsmaßnahmen wie Artikelsicherung, Kameraüberwachung oder Detektiveinsätze. Insgesamt betragen die Kosten für Inventurdifferenzen und deren Vermeidung 5,4 Mrd. Euro, die der Handel in den Preisen einkalkulieren muss.

Diebstahlrenner

Rund 40 Prozent aller Nennungen gestohlener Produkte entfallen auf folgende fünf Warengruppen: Kosmetik, Tabakwaren, hochwertige Markenbekleidung/Markenschuhe, Elektrogeräte/-artikel/-zubehör sowie alkoholische Getränke (Spirituosen, Wein, Sekt). Eine Auswertung der am meisten gestohlenen Warengruppen lässt aber nur branchenspezifische Antworten zu.

*branchengewichtete Hochrechnung für den gesamten deutschen Einzelhandel, bewertet zu Verkaufspreisen

Quelle: EHI Retail Institute e. V.

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